Spätestens wenn Kinder hungern, muss mit jeder Bürokratie Schluss sein
Hunger – das gibt es in der „dritten Welt“. Allenfalls noch in Ländern ohne starken Sozialstaat wie den USA. Aber doch nicht in Deutschland! Einkommensprobleme vielleicht, Benachteiligungen, soziale Ausschlüsse, relative Armut. Aber Hunger?
Ja, das dachten wir in der Redaktion auch. Und waren schockiert, als wir die entsprechenden Berichte aus den Jugendeinrichtungen hörten. Aber die Signale sind eindeutig: In unseren Städten leben Menschen, und sogar Kinder, die haben nicht genug zu essen.
Versagt also der Sozialstaat? Nicht unbedingt. Wahrscheinlich gibt es für jeden einzelnen Fall eine theoretische Lösung. Hier ein Topf, da ein Angebot, dort ein Zuschuss, der beantragt werden kann, hier ein Gutschein, der irgendwo ausgegeben wird. Man muss halt nur wissen, wo.
Ja, wenn man es genau nimmt, müsste hierzulande niemand hungern. Aber wer steigt denn da noch durch? Es ist gut, dass es für solidarische Hilfe Berechtigungsprüfungen gibt, damit die Mittel zu denen fließen, die sie wirklich brauchen. Aber wenn die Regeln zu kompliziert werden, ist es eben auch wieder ungerecht. Denn dann fließt die Hilfe nicht zu denen, die sie brauchen, sondern zu denen, die sie sich besorgen können.
Spätestens wenn Kinder hungrig in die Schule gehen, muss damit Schluss sein. Ob Familien soziale Unterstützung für ihre Kinder bekommen, darf nicht vom Bildungsgrad abhängen oder davon, dass Eltern in Erfahrung bringen, wo sie womöglich etwas beantragen können.
Eine Kindergrundsicherung, die das derzeitige Sammelsurium zusammenführt und für jedes Kind einen monatlichen Pauschalbetrag garantiert, ohne weitere Bürokratie, ist lange überfällig. Dass es in der Bundesregierung immer noch Leute gibt, die bei diesem Vorhaben bremsen, ist skandalös.
Aber darüber hinaus brauchen wir auch eine soziale Infrastruktur, die für Grundbedürfnisse ohne jedes Wenn und Aber sorgt: Kostenloses Essen für alle Kinder und Jugendlichen in der Schule wäre das Allermindeste.
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