Politik & Welt

Wie radikal dürfen Klimaproteste sein?

Bei den Protesten in Lützerath und im Fechenheimer Wald ging es auch um die Frage, wie radikal Protest sein darf, Protest für eine Sache, in der sich eigentlich alle einig sind: Klimaschutz ist das wichtigste Anliegen unserer Zeit – und die Bewahrung der Schöpfung ein urchristliches Thema.

Anne Lemhöfer ist Mitglied in der Redaktion des EFO-Magazins. |Foto: Tamara Jung-König
Anne Lemhöfer ist Mitglied in der Redaktion des EFO-Magazins. |Foto: Tamara Jung-König

Finden wir das jetzt gut oder nicht oder nur ein bisschen? Wie stellen sich Christ:innen zu Klimaschutz-Aktionen, bei denen sich junge Leute auf Straßen festkleben oder symbolische Attacken auf Museumskunst initiieren? Darf man so was? Ist das nicht übertrieben? Nein, das ist es nicht.

Bei den Protesten in Lützerath und im Fechenheimer Wald ging es auch um die Frage, wie radikal Protest sein darf, Protest für eine Sache, in der sich eigentlich alle einig sind: Klimaschutz ist das wichtigste Anliegen unserer Zeit – und die Bewahrung der Schöpfung ein urchristliches Thema. Jesus und seine Jünger:innen hätten bestimmt auch in Baumhäusern ausgeharrt.

Die wissenschaftlichen Fakten sind ja eindeutig: Erhitzt sich das Weltklima in den kommenden Jahrzehnten um mehr als zwei Grad, dann ist die Biosphäre kaputt, fertig. Da kann man schon mal an die Apokalypse denken. Trotzdem erhielt Anna-Nicole Heinrich, die Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), nicht nur Beifall, als sie zu Solidarität mit Klimaaktivist:innen aufrief. Selbst das sehr gemäßigte freiwillige Tempolimit für kirchliche Dienstfahrten, das die Synode beschloss, sorgte für kontroverse Diskussionen.

Dabei gehören Klimapilgern, Plastikfasten oder Fair-Trade-Handel schon lange zum Alltag vieler Kirchengemeinden. Fast alle Landeskirchen haben längst Klimaschutzkonzepte mit konkreten CO2-Zielen erarbeitet. Das ist gut. Aber es reicht nicht.

Dass der Kampf ums Klima nun erbitterter geführt wird, gebietet der Ernst der Lage. Aber auch achtsames Begleiten von Protest ist wichtig. Mit ihrer Beobachtungs-Mission bei der Räumung der Baumhäuser im Fechenheimer Wald hat die Evangelische Kirche in Frankfurt und Offenbach gezeigt, dass Ernsthaftigkeit in der Sache und De-Eskalation sich nicht ausschließen.

Respekt und Anerkennung gab es dafür zurecht von allen Seiten. Denn auch das ist Aufgabe der Kirchen in der Klimakrise: Da sein, Vermitteln, Auffangen. Aber zu radikal kann dabei eigentlich nur eins sein: das Ignorieren der Fakten.

Weiterlesen: Zwischen Polizei und Aktivist:innen vermitteln


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Anne Lemhöfer 145 Artikel

Anne Lemhöfer interessiert sich als Journalistin und Autorin vor allem für die Themen Kultur, Freizeit und Gesellschaft: www.annelemhoefer.de

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