Kommentar: Wer Gewalttäter gewähren lässt, ist kein Pazifist
Hat der Pazifismus versagt? Naja: eher nein. Denn mit Pazifismus haben wir es ja im Umgang mit Putin leider nicht versucht. Und damit meine ich nicht die NATO, die mit ihrer Osterweiterung den Überfall herausgefordert hätte. Das ist genauso falsch wie die Idee, der kurze Rock einer Frau wäre schuld an ihrer Vergewaltigung.
Die NATO ist bestimmt kein Friedensengel, aber Putins Angriff auf die Ukraine ist keine plausible Reaktion auf irgendwas, sondern einfach das, was er will: die Ukraine erobern. Putin schickte seine Truppen, weil er in dem Glauben bestärkt wurde, sich das leisten zu können. Sein aggressives Verhalten, seine Rhetorik wurde ja lange erklärt und heruntergespielt.
Häufig wird dieser Tage an den Überfall auf die Krim 2014 erinnert. Schon damals habe man es wissen können! Mir fällt allerdings noch ein anderes Datum ein: der feministische Protest von Pussy Riot. Diese mutigen Frauen haben schon 2011 gegen die Repressionen des Regimes und die russische Orthodoxie protestiert und alles gesagt, was zu wissen war. Sie wurden hart bestraft. Aber im Westen galt ihr Protest als „Frauenkram“. Nicht so wichtig also. Tja.
Pazifismus bedeutet nicht, dass man vor Gewalttätern die Augen verschließt, solange es sich nur um vermeintliche Nebensächlichkeiten handelt. Im Gegenteil: Wer Frieden schaffen will, muss Gewalttätern früh und effizient entgegentreten. Das gilt im persönlichen Bereich, in Familien und Schulen genauso wie auf internationalem Parkett.
Pazifismus heißt nicht, passiv zuzuschauen und für alles Verständnis zu haben, sondern aktiv zu werden, bevor zu den Waffen gegriffen wird: Mit Gewalttätern macht man keine Geschäfte, und man lässt sie auch nicht gewähren.
„Frieden schaffen ohne Waffen“ kann nur funktionieren, wenn man sich ohne Wenn und Aber jeder Gewalt entgegenstellt. Wer Aggressoren gewähren lässt, hat den Frieden schon vermasselt.
0 Kommentare
Zu diesem Artikel wurden noch keine Kommentare verfasst. Schreiben Sie doch den ersten.