Politik & Welt

Trump tritt christliche Werte mit Füßen – und inzeniert sich trotzdem als Mann Gottes

Donald Trump wird wieder US-Präsident. Für seinen überzeugenden Wahlsieg kann er sich vor allem bei den amerikanischen Christ:innen bedanken

Daniel Thoma ist Mitglied in der Redaktion des EFO-Magazins. | Foto: Rolf Oeser
Daniel Thoma ist Mitglied in der Redaktion des EFO-Magazins. | Foto: Rolf Oeser

Über 60 Prozent der Protestant:innen stimmten für ihn, unter weißen Evangelikalen sogar 81 Prozent. Ebenso 58 Prozent der Katholik:innen. Nicht wenige berufen sich dabei auf christliche Werte. Aber welche christlichen Werte sollen das bitte sein? Für Nächstenliebe ist in Trumps Rhetorik und Handeln kein Platz. Für Feindesliebe schon gar nicht. Barmherzigkeit? Vergebung? Gnade? Fehlanzeige.

Auch deswegen ist hierzulande aus der Kirche wenig Positives zur Wahl Trumps zu hören. Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung sagt, Trump habe die Wahl „mit falschen Behauptungen sowie diskriminierenden und extremen Äußerungen" gewonnen. Auslandsbischöfin Petra Bosse-Huber spricht von einer „rassistischen und menschenverachtenden Rhetorik". Und der ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, hofft, „dass die Humanität unter einem Präsidenten Trump nicht völlig unter die Räder gerät".

Dass Trump – selbst kein Christ, verurteilt wegen sexueller Übergriffe und Schweigegeldzahlungen an eine Porno-Darstellerin – der Champion der amerikanischen Christ:innen wurde, zeigt, wie unterschiedlich das christliche Selbstverständnis in den USA im Vergleich zu unserem ist. Für den christlichen Support musste Trump nicht für Nächstenliebe und Vergebung einstehen, sondern sich gegen Abtreibungsrechte und Trans-Menschen stellen. Seine Selbstdarstellung als von Gott gewählter Repräsentant auf Erden, ja gar Vergleiche mit Jesus selbst werden nicht als Blasphemie gesehen, sondern aktiv von christlichen Anführern in Amerika verbreitet.

Gott habe sein Leben gerettet, damit er Amerika wieder großartig mache, sagte Trump in seiner Siegesrede. Es ist ein Sinnbild für die Absurdität seiner öffentlichen Persona. Obwohl er christliche Werte mit Füßen tritt, schafft er es, sich als den Mann Gottes zu inszenieren. Und die Christ:innen in den USA folgen ihm.


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Daniel Thoma 3 Artikel

Daniel Thoma ist Mitglied in der Redaktion des EFO-Magazins.

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