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Schluss mit der Plünderung unseres Planeten!

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Die biologische Vielfalt schmilzt dahin, die Ozeane versauern, der Regenwald wird abgeholzt. Die Schadstoffe in der Umwelt nehmen zu, das Klima erwärmt sich, der Meeresspiegel steigt an, und es kommt immer häufiger zu Pandemien: Die Folgen einer Plünderung des „Naturkapitals“ der Erde war Thema einer Nachhaltigkeits-Konferenz in Frankfurt, die die evangelische Kirche gemeinsam mit der Senckenberg-Gesellschaft veranstaltet hat.

Foto: Bill Oxford/Unsplash
Foto: Bill Oxford/Unsplash

Um katastrophale Folgen zu verhindern mahnte Volker Mosbrugger, Generaldirektor der „Senckenberg-Gesellschaft für Naturforschung“, einen raschen Umstieg in eine öko-soziale Marktwirtschaft an. Die Übernutzung der Natur müsse sofort gestoppt werden, forderte er bei der Konferenz. Mehrere hundert Millionen Menschen müssten bis Ende des Jahrhunderts umgesiedelt werden, prognostizierte Mosbrugger. Außerdem gingen bis 2050 eine Million Tier- und Pflanzenarten verloren. All das geschehe, weil die Naturnutzung bisher nichts koste. „Wir müssen offenlegen, welche Umweltschäden wir verursachen und alles dafür tun, sie wieder zu beseitigen. Nachhaltigkeit ist überlebensnotwendig“, sagte der Geologe und Paläontologe.

Der Soziologe und Direktor der Stiftung „Futurzwei“, Harald Welzer, machte auf das Dilemma aufmerksam, dass in denjenigen Weltregionen, wo die demokratische Entwicklung, die Lebenssicherheit und der Gesundheitsschutz am höchsten sind, die natürlichen Ressourcen am stärksten ausgebeutet worden seien. Selbst wenn etwa gegen Mitte dieses Jahrhunderts der Ausstieg aus der Nutzung von Kohle und Gas gelungen sei, bedeute dies nicht automatisch das Ende der Plünderung des Planeten. Welzer rief dazu auf, positive Zukunftsbilder zu entwickeln, etwa grüne Städte ohne Autos. „Wir brauchen zukunftsfähige Erzählungen über die nächste Moderne, das sind wir auch der jüngeren Generation schuldig.“

Im Übrigen habe die gesamte Katastrophenkommunikation seit dem 1972 erschienenen Bericht des Club of Rome über „Die Grenzen des Wachstums“ nichts gebracht: Die Autos seien seitdem immer größer und umweltschädlicher und die Formen des touristischen Reisens immer monströser geworden.

Nach Ansicht der indischen Globalisierungskritikerin und Trägerin des Alternativen Nobelpreises, Vandana Shiva, sind alle Menschen Teil einer großen Erd-Familie. Wasser, Luft, Land und Wälder gehörten allen Lebewesen gleichermaßen und dürften nicht in den Besitz von großen Konzernen geraten, warnte sie. Die Physikerin gründete 1991 die Bewegung „Navdanya“, die sich dem Schutz der Artenvielfalt und dem pluralistischen Lebensformen widmet.

In seinem Grußwort hatte auch der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung hervorgehoben, dass die Zukunftsfragen der Menschheit nur global gelöst werden können. Die ökonomische, soziale und die ökologische Entwicklung könnten nur zusammen gedacht und zusammen gestaltet werden. Die Kirche begrüße diese auf dem sogenannten Nachhaltigkeitsgipfel der Vereinten Nationen 2015 formulierten Ziele sehr, sagte der Kirchenpräsident. Das hänge mit ihrem Verständnis der Welt als Schöpfung Gottes zusammen. „Wir glauben zum einen, dass Gottes Schöpferkraft weiter in dieser Welt wirkt und diese Welt auch erhält. Wir glauben zum anderen, dass Gott uns mit unserem Leben diese Welt auch anvertraut hat, um sie zu bebauen und zu bewahren.“ Es sei aber nicht zu rechtfertigen, die Erde auszubeuten oder auf Kosten anderer zu leben, warnte Jung. Wenn Kirche heute glaubwürdig das Evangelium von der Liebe Gottes für alle Menschen leben wolle, dann müsse sie selbst nachhaltig leben. Und sie müsse dazu beitragen, „dass Nachhaltigkeit als eine entscheidende Zukunftsfrage der Menschheit gesehen und gestaltet wird.“

Die Veranstaltung „Zukunftsfragen. Konferenz zur Nachhaltigkeit“ wird gemeinsam von der Senckenberg-Gesellschaft für Naturforschung und der Stiftung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) digital für die Öffentlichkeit ausgerichtet.


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