Junges, feministisches Kino aus Indonesien
Nach dem Tod von Mann und Sohn lebt Marlina alleine in einem Häuschen auf dem Land, zusammen mit zehn Kühen, zehn Ziegen, zehn Schafen und sieben Hühnern. Als alleinstehende Frau mit einem gewissen Wohlstand ist sie leichte Beute, denken sich Markus und seine siebenköpfige Männerbande: Sie stehlen das Vieh, lassen sich von Marlina bekochen und kündigen ihr großspurig an, sie in der Nacht einer nach dem anderen vergewaltigen zu wollen. Was Marlina, wie wir aus dem Titel schon vorab erfahren, aber nicht einfach so zulassen wird.
In schönen Bildern und mit kleinem Budget erzählt die 37 Jahre alte indonesische Regisseurin Mouly Surya die Geschichte eines weiblichen Widerstands gegen patriarchale Gewalt. Und sie tut das mit deutlichen Anleihen an das Western-Genre: Weite Landschaften, brutale Ganoven und eine wortkarge Heldin, die mit Entschlossenheit das Schwert führt und dann in den Sonnenuntergang reitet. Das Genre passt gut zum Sujet, da es sich beim Kampf für die Integrität des weiblichen Körpers nach wie vor um ein Grenzgebiet handelt, eine Wildnis, in der der zivilisierende Arm des Gesetzes noch nicht etabliert ist. Und wie im klassischen Western lassen sich die mitwirkenden Figuren in drei Kategorien aufteilen: Die Bösen, die Guten und die Gleichgültigen. Während die Bösewichte eine reale Gefahr für die Heldin sind, lehnen unbeteiligte Zuschauer – zum Beispiel die Polizei – die Verantwortung ab, sie sind nicht zuständig. Aber es gibt eben auch Unbeteiligte, die Marlina helfen, es sind überwiegend Frauen.
Gerade weil die Anleihen an das Western-Genre so deutlich sind, fallen die Abweichungen umso stärker ins Auge. So wird Marlina, anders als viele klassische Westernhelden, keineswegs zur Mörderin, um Rache zu üben. Es geht ihr nicht darum, erlittenes Unrecht zu sühnen oder gar einem abstrakten Prinzip namens Gerechtigkeit zum Sieg zu verhelfen. Sie will nur unversehrt bleiben und nicht vergewaltigt werden. Und anders als bei ihren männlichen Pendants erwartet sie auch nicht das Schicksal eines einsamen Wolfs, der vom Leben in menschlichen Gemeinschaften ausgeschlossen ist. Ganz im Gegenteil: Ihr Heldinnentum führt Marlina in die Gemeinschaft mit anderen, in eine Zukunft neuer und besserer Beziehungen.
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