Fragen und Kritik zur Corona-Politik sind legitim
Die Verständigung beginnt schon bei der Sprache: Die meisten sind nicht gegen eine Impfung, sondern nur skeptisch. Wenn eine junge Frau Angst hat, dass der Impfstoff auf ihr Erbgut wirkt, so reicht es nicht, einfach nur zu sagen, dass sich das bisher nicht nachweisen lässt. Die Versäumnisse einer mangelnden Aufklärung und einer desolaten Kommunikation der politischen Führung am Anfang der Pandemie haben sich langsam, aber stetig zu einem Berg aufgetürmt. Dieser Berg besteht aus Skepsis, aus Frustration, aus Angst, aus Überforderung und vielleicht auch aus überzogenen Ansprüchen an einen allumfassend versorgenden Wohlfahrtsstaat. Dies ist keine Kritik an den Politiker:innen. Sie waren stets bemüht, aber mit dieser noch nie dagewesenen Krise überfordert.
Die Zusammensetzung der Corona-Demonstrationen weist darauf hin, dass hier nicht oder zumindest nicht nur ewig Gestrige mittun. Mit und für den großen Teil derer, die Fragen haben und Kritik vortragen, kann und sollte die Kirche ein Forum sein: Versöhnen statt Spalten. Mit Impfskeptiker:innen kann und muss man ins Gespräch kommen.
Aber genau so deutlich muss man auch Standpunkt beziehen gegen Antisemitismus und rechte Esoterik, die die Pandemie zum Anlass nimmt, krude und demokratiefeindliche Ideen unters Volk zu bringen. Ein Dialog mit radikalisierten und im Verschwörungsglauben Gefangenen ist kaum möglich, meint auch der Weltanschauungsexperte Matthias Pöhlmann im Interview mit dem EFO-Magazin. Die doppelte Aufgabe für Kirche und Gesellschaft muss deshalb lauten: Klar Standpunkt beziehen und doch geduldig Hinhören, wenn Ängste, Befürchtungen und Fragen formuliert werden.
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