Politik & Welt

Das Kirchenasyl als individueller Schutz muss unbedingt erhalten bleiben

Wiederholt gab es in letzter Zeit Räumungen und Abschiebungen, in Gemeinden, die Geflüchteten Kirchenasyl bieten. Doch diese Möglichkeit, individuelle Härtefälle vor einer inhumanen Abschiebung zus chützen, darf nicht untergraben werden.

Stephanie von Selchow ist Mitglied der Redaktion des EFO-Magazins. | Foto: Tamara Jung
Stephanie von Selchow ist Mitglied der Redaktion des EFO-Magazins. | Foto: Tamara Jung

Einen Anspruch darauf, in kirchlichen Räumen vor einer Abschiebung sicher zu sein, gibt es in Deutschland nicht. Wiederholt gab es in letzter Zeit Räumungen und Abschiebungen, wie die Bundesarbeitsgemeinschaft „Asyl in der Kirche“ beklagt. Gemeinden, die Geflüchtete aufnehmen, sind kein „rechtsfreier Raum“. Jedes Kirchenasyl wird den Behörden gemeldet. Polizei und Staatsanwaltschaft haben Zugriff.

In den meisten Fällen wird der kirchliche Schutzraum aber respektiert. Denn der Staat weiß auch, dass er sich an Menschenrecht und Menschenwürde messen lassen muss. Deshalb ist es auch keine Option, Asylverfahren in Drittstaaten auszulagern, wie es die CDU in ihrem neuen Grundsatzprogramm fordert. Zurecht wird das von den Kirchen strikt abgelehnt.

Kirchenasyl muss als individuelle Möglichkeit, in Deutschland ein rechtsstaatliches Asylverfahren zu bekommen, unbedingt erhalten bleiben. Es gibt zumindest einigen Menschen in existenzieller Not die Hilfe, die eigentlich alle bräuchten.

Niemand verlässt gerne seine Heimat. Viele Geflüchtete träumen noch jahrelang jede Nacht von zuhause. Sie verlassen ihre Herkunftsländer, weil dort Krieg herrscht oder ein menschenwürdiges Leben für sie nicht möglich ist. „In jedem einzelnen Fall geht es um das Menschenrecht auf Schutz“, betont Pfarrer Andreas Lipsch, der Beauftragte für Flucht und Migration der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau

Angesichts dieser Not ist es keine Frage, dass das Dazwischengehen des Kirchenasyls ein Segen ist. Für Christinnen und Christen sollte das allein schon wegen des Gebots der Nächstenliebe eine Selbstverständlichkeit sein. Das finden sogar Menschen gut, die der Kirche gleichgültig bis kritisch gegenüberstehen. Die Geflüchteten können zur Ruhe kommen, sie treffen Menschen, die ihnen dabei helfen, sich in einer total fremden Umgebung zurechtzufinden.

Die Helferinnen und Helfer handeln getreu dem Jesus-Wort „Ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen“ (Matthäus 25, 35). Kirchenasyl macht die Welt ein bisschen besser.

Lesen Sie zum Thema unsere Reportage "Weiterleben".


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Stephanie von Selchow ist Redakteurin des EFO-Magazins.

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