Politik & Welt

„Auch in der Arbeit mit Kindern und Familien ist der Klimawandel Thema“

Ein Interview mit Gemeindepädagogin Gaby Deibert Dam, die in den evangelischen Gemeinden im Frankfurter Osten Kinder- und Familienarbeit macht.

Gaby Deibert-Dam (59) ist die Gemeindepädagogin für fünf evangelische Kirchengemeinden im Osten Frankfurts: Gemeinde Bornheim, Luthergemeinde, Mariengemeinde, St. Nicolai und Wartburggemeinde.
Gaby Deibert-Dam (59) ist die Gemeindepädagogin für fünf evangelische Kirchengemeinden im Osten Frankfurts: Gemeinde Bornheim, Luthergemeinde, Mariengemeinde, St. Nicolai und Wartburggemeinde.

Frau Deibert-Dam, Sie sind in fünf Gemeinden im Frankfurter Osten für Kinder- und Familienarbeit zuständig. Wie wichtig ist das Thema Klimawandel dabei?
Niemand kann es sich mehr leisten, die Klimakrise auszublenden. Es geht dabei um nicht weniger als die Zukunft allen Lebens auf der Erde und insbesondere um die Zukunft unserer Kinder und Enkelkinder. Deshalb sollten wir uns auch in der kirchlichen Arbeit mit Familien damit befassen. Wir müssen uns sowohl individuell wie auch auf politischer und ökonomischer Ebene für die CO2 Reduktion einsetzen und dabei dürfen wir uns nicht mehr in fruchtlosen Debatten verlieren, sondern müssen endlich unsere Erkenntnisse in die Praxis umsetzen. Kirchengemeinden sind dabei gute Orte, um Menschen zu vernetzen, die miteinander ins Gespräch kommen wollen und nachhaltiges Handeln ausprobieren möchten.

Mit welchen Aktivitäten lässt sich das mit Kindern, Eltern und Familien anstoßen?
Meiner Erfahrung nach findet man mit dem Thema Ernährung einen guten Zugang. Ich biete zum Beispiel vegetarische Kochkurse für Kinder auch schon im Grundschulalter an. Wo kommen unsere Nahrungsmittel her? Was haben die Fleisch- und die Milchproduktion für eine Auswirkung auf das Klima? Essen müssen wir schließlich alle und da gilt es täglich, möglichst nachhaltige Entscheidungen zu treffen. Dabei lerne ich gerade auch selbst noch ganz viel dazu.

Haben Sie den Eindruck, dass die Klimakrise die Kinder sehr beschäftigt?
Ja, wenn auch natürlich nicht alle. Ich erlebe in meinen Projekten aber oft schon Grundschulkinder, die sehr gut informiert sind, was Themen wie die Erderwärmung angeht. Auch treffe ich auf Eltern, die sich große Sorgen machen, mit welchen Herausforderungen ihre Kinder einmal kämpfen müssen oder auf Jugendliche, die ihr ganzes Leben darauf ausrichten, indem sie sich vegan ernähren, auf keinen Fall mehr fliegen wollen und auf jede Klimademo gehen.

Wie war das bei Ihnen selbst früher?
In den 1980er Jahren habe ich mich in der Jugendgruppe, auf Kirchentagen und auf internationalen ökumenischen Zusammenkünften intensiv mit ökologischen Fragen beschäftigt. Das lässt mich ein bisschen verzweifeln: Warum sind wir nicht weiter? Wir wussten das doch alles schon vor 40 Jahren, und trotzdem haben wir nicht genug getan. Die Coronapandemie, der Ukrainekrieg, wachsende Spannungen zwischen Großmächten - das alles sind gerade enorme globale Herausforderungen. Aber die Klimakrise hat das Potential, dies alles in den Schatten zu stellen. Ressourcen sind endlich und mit einem schmelzenden Gletscher kann man nicht verhandeln.


Autorin

Anne Lemhöfer 142 Artikel

Anne Lemhöfer interessiert sich als Journalistin und Autorin vor allem für die Themen Kultur, Freizeit und Gesellschaft: www.annelemhoefer.de

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