Aus den USA nach Deutschland abgeschoben
Bert Langys spricht kein Deutsch. Fast 50 Jahre hat er in der Nähe von Chicago gelebt. „Ich bin Amerikaner“, sagt er. Doch 2009 ist ihm „die Sicherung durchgebrannt“, wie er erzählt. Seinem Abschleppunternehmen ging es schlecht, seine Mutter starb, die Ehe kriselte. Langys überfiel eine Bank und erbeutete 3900 Dollar. Kurz darauf stellte ihn die Polizei. Harry Bielski aus Oregon wurde nach einer Operation medikamentenabhängig. Er finanzierte seine Sucht mit dem Handel der verschreibungspflichtigen Schmerzmittel. So wurde die Polizei auf ihn aufmerksam.
Langys musste für 13 Monate ins Gefängnis, Bielski für 10 Tage. Damit war ihre Strafe aber nicht verbüßt. Denn sie gerieten ins Visier der Einwanderungsbehörde. Und die stellte fest, dass sie keine amerikanischen Staatsbürger waren, sondern – Deutsche.
Norbert Langys war im Alter von fünf Monaten nach Amerika gekommen, Harald Bielski mit vier Jahren. Ihren Eltern war damals nicht klar, wie wichtig es ist, für ihre Kinder formal die „Citizenship“ zu beantragen. Das Versäumnis fiel auch nie auf, denn in Amerika braucht man keinen Personalausweis. Erst als die Männer straffällig wurden, kam heraus, dass sie formal gar keine US-Amerikaner waren. Und so wurden sie in ihr „Heimatland“ abgeschoben.
Dutzende kommen auf diese Weise jedes Jahr unfreiwillig nach Deutschland, 220 waren es etwa im Jahr 2010. Die meisten landen am Frankfurter Flughafen. Zwar sind die Zahlen unter Präsident Obama zurückgegangen, aber „jeder ist einer zu viel“, sagt Eileen MacDonald. Sie kümmert sich in der anglikanischen Gemeinde Christ the King um die Abgeschobenen. „Sie sprechen kein Deutsch, sie haben keine Wohnung und keine Arbeit. Doch das Schlimmste ist, dass sie für immer von ihren Familien getrennt werden.“ Langys hat in Amerika eine Frau und fünf Kinder, Bielski konnte nicht bei der Beerdigung seiner Geschwister dabei sein. Eileen MacDonald kennt sogar eine Frau, die ihre minderjährige Tochter nicht mit nach Deutschland nehmen durfte.
Bert Langys spart jetzt, um einmal nach Kanada auswandern zu können. Dann wäre er zumindest in der Nähe seiner Familie. Harry Bielski hofft, dass er eines Tages wenigstens zu Besuch in die USA einreisen darf. „Ich bewundere die zwei“, sagt Eileen MacDonald. Doch andere seien nicht so stark wie diese Überlebenskünstler.