Offenbach gehört zu den ärmsten Regionen Deutschlands
„Offenbach hat sich von einem durchschnittlichen Kreis in eine der ärmsten Regionen Deutschlands verwandelt“: So lautet ein markanter Satz der Studie „Verfügbare Haushaltseinkommen im regionalen Vergleich“, die die Hans-Böckler-Stiftung 2019 herausgegeben hat.
Besonders im Fokus steht die alte Industriestadt, die an die Bankenmetropole Frankfurt angrenzt und mit fast 140.000 Einwohnerinnen und Einwohnern die kleinste hessische Großstadt ist. Hier sind die verfügbaren Pro-Kopf-Einkommen, ein wichtiger Indikator für die allgemeine Wohlstandsentwicklung, seit der Jahrtausendwende um 8,7 Prozent gefallen. Die Menschen in Offenbach haben heute real mit einem Durchschnittsbetrag von 17.687 Euro etwa so viel Geld für den privaten Konsum oder als Rücklage zum Sparen zur Verfügung wie in Bremerhaven, Brandenburg an der Havel oder im thüringischen Kyffhäuserkreis.
„Insgesamt kann man aber sagen, dass sich die Situation in Offenbach, was Armut betrifft, in den letzten Jahren deutlich verbessert hat. Die SGB-II-Quote ist deutlich zurückgegangen“, sagt Matthias Schulze-Boeing aus dem Offenbacher Sozialdezernat. „Allerdings hat die Stadt nach wie vor überdurchschnittliche Arbeitslosen- und Armutsquoten, ist also von diesen Problemen weiterhin stark betroffen.“
Offenbach gehört zu den bundesweit 33 von 401 Landkreisen und kreisfreien Städten, in denen die realen Durchschnittseinkommen heute niedriger sind als vor zehn Jahren. Bundesweit ist der Durchschnittswert hingegen um 9,7 Prozent gestiegen. Ein Blick auf den nordwestlich von Frankfurt gelegenen Hochtaunuskreis verdeutlicht den Kontrast. Hier im „Speckgürtel“ des Rhein-Main-Gebiets liegt das durchschnittliche verfügbare Einkommen bei 31.612 Euro, also um knapp 80 Prozent höher als in Offenbach.
Eine wesentliche Kennzahl für die Sozialstruktur der Stadt ist die SGB-II-Quote, die den Anteil der Menschen im Leistungsbezug an der Bevölkerung zwischen 0 und 64 Jahren misst, also derjenigen Altersgruppe, die prinzipiell anspruchsberechtigt sein könnte. Diese ging von 15,7 Prozent Ende 2017 auf 14,2 Prozent Ende 2018 zurück. Wie der Bericht aufzeigt, ist mit dem Wachstum der Offenbacher Bevölkerung auch die absolute Zahl der in Offenbach lebenden Menschen gestiegen, die in einem festen Arbeitsverhältnis stehen und somit sozialversicherungspflichtig sind (Beschäftigte am Wohnort). Umgekehrt sank die Zahl der leistungsberechtigten Personen im Rechtskreis des SGB II von 17.731 Menschen im Jahr 2017 auf 16.495 Menschen im Jahr 2018. Damit ist die Zahl der Betroffenen 2018 deutlich geringer als noch vor zehn Jahren (2008: 18.681).
2,5 Prozent der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten waren sogenannte Aufstocker, bei denen das Arbeitslosengeld I nicht zur Deckung des Bedarfs zum Lebensunterhalt ausreichte. 27,7 Prozent waren „Ergänzer“ mit einem Erwerbseinkommen, das nicht zur Deckung des Bedarfs zum Lebensunterhalt ausreicht. Gegenüber dem Vorjahr ist dies ein Rückgang. Ebenfalls rückläufig ist mit 2.200 die Zahl der Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren, die in Familien mit Hartz-IV-Bezug leben (minus 4,3 Prozent; 2017: 2.300).
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