Mehr Licht: Die Innenrenovierung der Bieberer Lutherkirche hat begonnen
Das Kirchenschiff ist leergeräumt, die Holzbänke sind zur Überarbeitung bei der Schreinerei Rieth in Bieber untergebracht. Erste Baugerüste stehen schon, etwa, um die Abdeckung der alten Lüftungsschächte zu entfernen. „In den kommenden Wochen werden noch einige Gerüste hinzukommen“, sagt Peter Kreutzer, Vorsitzender des Kirchenvorstandes. So müssen die hohen Fenster grundgereinigt werden und die Wände erhalten einen neuen Anstrich.
Da die 1935 eingeweihte Kirche unter Denkmalschutz steht, sind alle Arbeiten exakt mit der Denkmalbehörde abgestimmt, sagt Kreutzer. Das bedeutet unter anderem, dass die Farbgebung im Innenraum erhalten bleiben muss. Auch die hölzerne Bodenauflage, auf der die Bänke montiert sind, darf nur abgeschliffen und neu lackiert werden, muss als solche aber trotz Bedenken wegen mangelnder Barrierefreiheit erhalten bleiben.
„Der Holzboden hat uns beim Abbau eine Überraschung beschert“, sagt Pfarrerin Irmela Büttner. Bisher war die Gemeinde davon ausgegangen, dass die Holzauflage auf den steinernen Kacheln, die sonst im Innenraum verlegt sind, montiert ist. „Bei den Arbeiten fiel dann auf, dass man unter dem Holz den Steinboden ausgespart hat“, sagt Büttner. Lediglich auf einem Holzrost mit je sechs langen hölzernen Querbalken ruht der Aufbau. Ach bei der hölzernen Wandverkleidung der Heizung wurde die Gemeinde überrascht: Wirkte diese bisher sehr massig, so stellte sich heraus, dass lediglich um eine sehr dünne Holzschicht verbaut wurde. „Wir sind gespannt, ob im Laufe der Arbeiten noch weitere bisher unbekannte Sachen ans Tageslicht gelangen“, sagt die Pfarrerin.
Nicht zur Originalausstattung der Kirche gehören die kreuzförmigen Deckenleuchter. „Wir werden diese entfernen und ein neues Beleuchtungssystem installieren“, sagt Bernd Hörber vom Bauausschuss der Gemeinde. Damit werde auf die Kritik vieler Gemeindemitglieder reagiert, dass der Innenraum zu dunkel sei. „Der Mittelgang und Teile des Altarraums wurden von den alten Leuchtern nicht angestrahlt, das wird sich künftig ändern“, sagt Büttner. Besonderen Wert legt die Gemeinde darauf, dass auch das Kreuz oder die von einer Künstlerin gestaltete „Shalom“-Skulptur gut ausgeleuchtet werden.
Damit möchte die Gemeinde einen künstlerischen Gegenpol zu den Gemälden im Altarraum schaffen: Diese zählen zwar zu den wenigen erhaltenen sakralen Gemälden der NS-Zeit, geben damit in ihre Bildsprache aber auch die Ideologie der „Deutschen Christen“ wieder. „Die Gemälde sind denkmalgeschützt und die Gemeinde stellt sich ihrer Vergangenheit, aber wir möchten mit dem Blick auf das Kreuz und den „Shalom“-Schriftzug eine Antithese dazu bilden“, sagt Büttner. Auch der Vorraum mit den lebensgroßen Gemälden von Martin Luther und Gustav Adolf werde neu ausgeleuchtet. „Die einzelne Lampe, die bisher kaum hell machte, wird verschwinden“, sagt Büttner.
Das Interesse an der Kirchenrenovierung sei groß im Stadtteil, sagt die Pfarrerin. So haben anlässlich des Bieberer Marktes viele die Gelegenheit genutzt, den leergeräumten Innenraum zu besichtigen und sich über die anstehende Renovierung zu informieren. Finanziell ist die Renovierung für die Kirchengemeinde ein Kraftakt, für Außen- und Innenrenovierung sind Gesamtkosten in Höhe von 700.000 Euro eingeplant. „260.000 Euro waren für die Außenrenovierung veranschlagt, in dem Kostenrahmen sind wir auch geblieben“, sagt Kreutzer. Der Eigenanteil der Gemeinde an der kompletten Renovierung beträgt 150.000 Euro. „Zum 1. Juli haben wir 52.172,43 Euro an Spenden gesammelt, ein Drittel ist also geschafft“, sagt Kreutzer.
Bis Oktober soll die Renovierung noch andauern, bis dahin feiert die Gemeinde ihre Gottesdienste im Gemeindezentrum in Waldhof. Zum Reformationstag am 31. Oktober sollen wieder in der Lutherkirche die Gottesdienste gefeiert werden.
Spenden für die Renovierung werden bei der Raiffeisenbank eG Offenbach/Main-Bieber (BIC: GENODE51OF2), Konto: Evangelische Kirchengemeinde Bieber unter IBAN: DE13 5056 0102 0100 0307 83 entgegengenommen.
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