Erstes Quartiersmanagement der Diakonie in Offenbach
Das Stadtteilbüro in der Hermannstraße ist großzügig und hell. Zwei Männer sitzen an der langen Tafel und trinken Kaffee. Sie sind vom Entsorgungs-Stadtservice Offenbach und sammeln Müll im Quartier ein. Der starke Regen zwingt sie zu einer Pause. Nebenan sitzt Jessica Teschke in ihrem kleinen Büro und telefoniert. Es geht um die Streetart-Aktion für Groß und Klein, die eine Fußgängerunterführung am östlichen Rand des Quartiers aufhübschen soll. Aktuell ist der Tunnel mit Graffiti beschmiert. Es ist dunkel und wenig einladend. „Die Vorbereitungen sind in den letzten Zügen“ sagt Teschke, als sie aus dem Büro kommt. „Wenn die Unterführung fertig ist, ist sie bunt und wird weniger als Angstraum wahrgenommen.“ So zumindest die Absicht, die hinter der Idee steckt.
Die beiden Männer machen sich derweil wieder auf, und Teschke erzählt, was alles geplant ist, um das Leben im Senefelderquartier und der südlichen Innenstadt attraktiver zu machen. „Die nächste große Sache ist die Spielplatzsanierung direkt gegenüber des Stadtteilbüros“ erklärt sie. Das werde eine riesige Baustelle mit Lärm und Einschränkungen. Jessica Teschke und Katrin Weimann sind erst wenige Monate im Senefelderquartier als Quartiersmanagerinnen tätig. Im März hatte die Diakonie das Stadtteilbüro von einem anderen Träger übernommen. Ihre Vorgänger bezogen die Anwohner in den Planungsprozess für den Spielplatz mit ein. Wünsche konnten dort geäußert werden und Bedenken natürlich auch. „Dass der Spielplatz jetzt grundsaniert wird, ist geboten. Er ist der einzige im ganzen Viertel.“ Auch sonst gebe es wenig Angebot für Kinder und Jugendliche, klagt Teschke. „Und das, obwohl das Durchschnittsalter im Viertel sehr jung ist“ sagt die Humangeographin.
Es liege bei 37 Jahren und lässt vermuten, dass der Anteil von jungen und sehr jungen Menschen hoch ist. Aber auch alte Menschen leben im Quartier und auch deren Bedürfnisse müssen die beiden Quartiersmanagerinnen im Blick behalten. „Derzeit verschaffen wir uns erst einmal einen genauen Überblick über die Strukturen und die Bedarfe im Viertel. Zu tun gibt es genug“ lacht Teschke.
Teschke und ihre Kollegin Weimann teilen sich eine volle Stelle. Sie sitzen in Gremien und Stadtteilarbeitskreisen. Sie begleiten städtebauliche Projekte und machen Sozialberatung. Sie bieten Nachbarschaftsgruppen, wie zum Beispiel der von Essbares Offenbach oder der Friedensinitiative, Räume und Unterstützung. Sie behalten die Infrastruktur im Viertel im Blick und versuchen, den Offenbacher Hauptbahnhof wiederzubeleben. Außerdem sind sie Partnerinnen des Klimaaktionsplans der Stadt Offenbach.
Damit ein Quartier in ein Stadtentwicklungsprogramm aufgenommen werden kann, muss es bestimmte Sozialindikatoren erfüllen, die sich dort besonders konzentrieren. Das Senefelderquartier und die südliche Innenstadt sind Teil des Programms Sozialer Zusammenhalt, Städtebauförderung Hessen. Finanziell beteiligt sind dabei der Bund, das Land Hessen und die Kommune Offenbach. Das Programm verfolgt die Ziele, die Wohn- und Lebensqualität in den Quartieren zu erhöhen, und den Zusammenhalt in der Nachbarschaft zu stärken.
Wenn das Wetter jetzt schöner wird, wollen Jessica Teschke und Katrin Weimann an unterschiedlichen Orten im Quartier ein paar Stühle aufstellen und zum Plaudern einladen. Sie möchten mehr erfahren über das Leben im Viertel, wollen wissen, wo der Schuh drückt und welche Visionen die Menschen dort haben. Alle Wünsche lassen sich sicher nicht erfüllen, „wenn aber viele mit anpacken, können wir auch viel schaffen“, ist Teschke überzeugt.
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