Echt engagiert: die Familie Kreuzer in Offenbach-Bieber
Das Haus der Familie Kreuzer liegt in einem stillen Winkel. Parkplätze sind in dieser Gegend nicht zu knapp, die Häuser stehen jedes für sich, umgeben von viel Wiese und Vorgarten. Eine Nachbarin fegt die Abdeckung der Mülltonne mit dem Handbesen ab und grüßt freundlich.
Im Kirchenchor der Kirchengemeinde in Offenbach Bieber haben Peter und Annette Kreuzer in den 90er-Jahren ihre Aktivitäten in der Gemeinde begonnen. Die beiden heute 16 Jahre alten Söhne Micha und Achim bilden mit E-Bass und Schlagzeug das musikalische Fundament der Familienband „kreuzTon“, die regelmäßig in Gottesdiensten der Gemeinde auftritt. Kreuztöne sind kleine Abweichungen, die in neuen Harmonien aufgehen. Für das Genre „Neue Geistliche Lieder“ brennt die Familie, seit sie vor zehn Jahren gemeinsam an einer Musikfortbildung auf der Insel Spiekeroog teilgenommen hat. Zur Konfirmation der Söhne vor zwei Jahren haben die Eltern dann selbst komponiert. Anzuhören ist das auf dem Youtube-Kanal der Familie.
Musik ist für die Kreuzers Verkündigung, etwas das ihnen Hoffnung und Zuversicht gibt: „Neue Geistliche Lieder, das sind ja alte biblische Texte in neuem Gewand, über die Musik kann man da gut mitschwingen.“ Annette Kreuzer spielt das Keyboard, ihr Mann singt. „Im Hinblick auf Corona war das sehr praktisch, dass wir als Familienband nie auf Abstandsregeln achten mussten.“ Problemlos konnten sie im Gottesdienst auftreten. „Wenn die Gemeinde nicht singen darf, dann kann sie wenigstens mitklatschen, wenn wir singen.“
Peter Kreuzer ist seit 24 Jahren im Vorstand der Gemeinde aktiv, seit 16 Jahren als Kirchenvorstandsvorsitzender, und er tritt auch bei der jetzigen Kirchenvorstandswahl wieder an. Obwohl er über seine erste Wahl immer noch schmunzelt. „Da gab es eine Pause seit der Konfirmation, und im Kirchenvorstand wurde jemand gebraucht, da habe ich mich aufstellen lassen, und ich dachte, dass ich als Ortsfremder ohnehin nicht in Frage komme.“
Sich aktiv einzubringen, das ist ihm wichtig. Er möchte auch etwas verändern. Dafür brauche es einen langen Atem, sagt Peter Kreuzer. Anfang des Jahres kam es nach zähen Auseinandersetzungen im Kirchenvorstand zu einem Entschluss, für den er sich lange eingesetzt hat: dass bei der Abendmahlfeier im Gottesdienst keiner der Anwesenden ausgeschlossen wird. „Man sieht ja nicht, wer getauft ist und wer nicht, warum sollen dann also Kinder oder Jugendliche, die nicht konfirmiert sind, ausgeschlossen werden?“
Alle gehören dazu, und die Kreuzers finden immer wieder neue Wege, dass das so bleibt: beim sogenannten „Chorgebabbel“ im Hof des Gemeindehauses, mit dem im Sommer die fehlenden Chorproben überbrückt wurden, oder im Rahmen von Videogottesdiensten während des Lockdowns und bald dann hoffentlich auch wieder beim Grillen im Garten mit dem Kirchenvorstand.
Die Menschen erreichen, das ist ein Anliegen aller Familienmitglieder. Beide Söhne engagieren sich in der Jugendarbeit. Jeden Montag gibt es Treffen im Jugendraum. Spieleabende, Filmabende oder eben einfach: Zusammensein. In Coronazeiten per Videocall. Dass es in Offenbach-Bieber seit Kurzem eine Gemeindejugendvertretung gibt, dafür hat Achim sich eingebracht. Micha ist seit seiner Konfirmation aktiv im Team der Konfirmandengruppe, sein Bruder Achim lernt Orgel spielen und begleitet zuweilen Kirchenlieder in Gottesdiensten. Gerade macht er seine Prüfungen für den „D-Schein" für das Instrument bei der Kirchenmusikerin Bettina Strübel in der Offenbacher Mirjamgemeinde. Die Familie fiebert mit.
Gemeinde, das ist für die Kreuzers etwas, das über den eigenen Stadtteil hinausreicht. Die Neuausrichtung der evangelischen Offenbacher Gemeinden Markus, Lukas und Matthäus und Bieber zu einem Kooperationsraum trägt dazu bei. Auch die Ökumene gehört dazu: Im Gemeindehaus in Waldhof gestaltet Annette Kreuzer seit sechs Jahren die ökumenischen Andachten in der dunklen Jahreszeit. Raum für Gespräche ist auch hier fester Bestandteil der Zusammenkunft. Denn wenn die Leute sich miteinander bekannt machen, geht immer etwas weiter, wissen die Kreuzers.
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