Zwischen Kritik und der Hoffnung auf ein Sommer-Märchen 2.0
Der Begriff „Sommermärchen“ ist geblieben von der Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland 2006. Hunderttausende auf den Straßen, ein vermeintlich unbeschwerter Patriotismus, Nachbarn, Gäste und Freundinnen, die zusammen feiern – und die deutsche Mannschaft wurde immerhin Dritter. Und so lautet die Frage in fast jedem Medienbeitrag zur kommenden EM: Wird es wieder so toll werden? Bekommen wir vom 14. Juni bis zum 14. Juli ein „Sommermärchen 2.0“?
Kritische Stimmen gibt es allerdings auch viele. Von harmlosem Patriotismus (falls es den je gegeben hat) könne man in einem Land, in dem die AfD zweitstärkste Kraft ist, nun wirklich nicht mehr sprechen. Das deutsche Team spiele sowieso zu schlecht für gute Partys. Der Fußballsport werde von FIFA und UEFA als Kommerzspektakel mit mafiösen Strukturen betrieben.
Andererseits: Wohin mit der Freude, mit der Lust an diesem trotz allem doch so wunderbaren Sport? Wohin mit dem Rest kindlicher Euphorie, die viele Menschen bei Länderspielen nie ganz unterdrücken können? Was bleibt außer der Flucht in die gute alte Zeit, als es Bratwurst auf Stehplätzen und kickende Kinder in Großstadtstraßen gab?
Von Seiten der christlichen Kirchen in Deutschland heißt es eindeutig: Ja, lasst uns das große Fest doch feiern! Gemeinsam starten die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und die Deutsche Bischofskonferenz zwei Online-Plattformen zur UEFA Euro 2024, eine Material-Plattform und eine Übernachtungsplattform. Fast wie bei Kirchentagen. Auch zur EM reisen ja Menschen aus ganz Europa an, um zusammen eine Leidenschaft auszuleben. „Auf ‚Host4Euro‘ gibt es ein Angebot von Fans für Fans“, erklärt Thorsten Latzel, EKD-Sportbeauftragter: „Privatpersonen und Gemeinden bieten Menschen aus anderen Ländern Übernachtungsmöglichkeiten. So können die Fußballfans bewusst eine Begegnung mit anderen Glaubensgeschwistern haben.“ Denn ganz egal, wie alles kommt, ob es an manchen Stellen unangenehm oder doch einfach ein großes Fußballfest wird – interessante Begegnungen zwischen Menschen wird es geben, und darum geht es schließlich auch.
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