Wie Sie Ihrem Spross das Dankbarsein nahebringen
Die obligatorische Gelbwurstscheibe und dann Mamas Knuff in die Seite: „Na, wie sagt man?“ – „Danke!“. Kennt jeder, der sein fünftes Lebensjahr hinter sich hat. Danke sagen, das gehört sich. Es wird erwartet, sonst gibt es beim nächsten Mal nichts mehr. Gelobt sei die Wursttheke zur Vermittlung gesellschaftlich erwünschten Verhaltens. Und sonst?
Dass Danken sich wie ein Schmierstoff des Miteinanders in Kita, Schule und Familie verhält, haftet bei einem mehr, bei der anderen weniger im Gedächtnis. Das stellt Eltern, Lehrerinnen und Erzieher vor eine Aufgabe. Viel Erfolg!
Viel Spaß auch der Pfarrerin, deren Ziel es ist, Konfirmanden und Konfirmandinnen ein Danke gegenüber Gott zu entlocken. Gott, ich danke dir für … – ja was denn? Essen und Trinken? Das kaufen doch die Eltern. Ist ja schließlich ihre Pflicht, sonst hätten sie sich keine Kinder zulegen müssen. Für meine Gesundheit? – Welcher Jugendliche interessiert sich für seine Gesundheit! Für Freunde? – Was haben die mit Gott zu tun? Für Freiheit? – Normal! Für Schulbildung? – Geht‘s noch? Für die Schönheit der Natur? – Kein Kommentar.
Sie merken: Hier treibt die Weltfremdheit eines Kindes im westlichen Wohlstand ihre Blüten. Es kennt nichts anderes und hält es für normal. Gott zu danken, ja überhaupt erst einmal die Grundlage des Lebens als ein Geschenk Gottes zu begreifen, ist eine Denkfigur, die gar nicht so selbstverständlich zur Verfügung steht. Ein „Gott sei Dank“ nur weil sich‘s gehört, als fromme Konvention, das trägt nicht.
Gott ist keine Fleischereifachverkäuferin, die sich die undankbaren Kinder merkt, wenn‘s wieder ans Wurstverteilen geht. Wie also können Eltern bei Heranwachsenden das zarte Pflänzchen Dankbarkeit hegen?
Erstens: Indem sie selber danken. Danke, dass du den Müll rausgebracht hast! Dass du so ehrlich warst! Dass du die Wäsche zusammengelegt hast!
Zweitens: Indem sie dem Spross klarmachen, dass ihre eigene Arbeit nicht zum selbstverständlichen Service des Hauses gehört. Sie wollen auch mal ein Danke hören.
Drittens: Indem sie Kinder je nach Alter einbeziehen in ihre Lebensbedingungen. Was können wir uns leisten, was nicht? Wie sieht das Leben in anderen Gegenden der Welt aus?
Viertens: Indem sie selbst von ihrer Dankbarkeit reden: Danke, dass wir gesund geblieben sind. Danke, dass wir uns in der Familie haben!
Wie sagte eine Großmutter zu ihrem Enkel, der ihr auflistete, was er alles zu bekommen hat: „Mach mal die Augen zu! Was du da siehst, das gehört dir!“ Alles andere ist Gabe. Gott sei Dank!
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