Wenn junge Eltern Hilfe brauchen
Ehrenamtliche unterstützen junge Eltern beim Start in den Alltag mit Kind: Das ist das Konzept von „wellcome“. Das Projekt, das in diesem Jahr sein 10-jähriges Bestehen am Standort Frankfurt-Süd feiert, sucht dringend neue Ehrenamtliche.
Ein Kind verändert alles. Eltern, die bisher ein selbstbestimmtes Leben geführt haben, müssen sich nun den Bedürfnissen ihres Nachwuchses unterordnen. Das ist oft nicht einfach. Vor allem, wenn Familienangehörige nicht unterstützen können, weil sie in einer anderen Stadt wohnen. Angelika Rohde möchte diesen Eltern zu einer Atempause verhelfen. Sie ist Mitarbeiterin der Evangelischen Familienbildung Frankfurt und Offenbach und Koordinatorin von „wellcome“, einem an etwa 230 Standorten in Deutschland, der Schweiz und Österreich aktiven Sozialprojekt. Seit 2012 vermittelt die Evangelische Familienbildung in den Frankfurter Stadtteilen Sachsenhausen, Oberrad und Niederrad ehrenamtliche Pat:innen in junge Familien. Inzwischen ist das Angebot auch auf Offenbach erweitert worden.
Als wellcome-Koordinatorin betreut Angelika Rohde vor allem die Ehrenamtlichen, die sich für die Familien und deren Kinder einbringen möchten. Sie ist die erste Ansprechpartnerin für ehrenamtlich Interessierte, informiert über die Anforderungen des Programms und klärt mit ihnen und den Familien Erwartungen und mögliche Aufgaben.
Bereits kleine Hilfen können eine große Wirkung haben
Bei wellcome kann grundsätzlich jede volljährige Person mitmachen. „Häufig sind unsere Ehrenamtlichen weiblich und haben eigene Kinder oder Erfahrungen in der Arbeit mit Kindern. Das ist aber kein Muss. Wichtig ist vor allem, dass die Personen Freude am Umgang mit Kindern und Offenheit für die unterschiedlichen Lebenssituationen der Familien mitbringen“, erläutert Angelika Rohde. Für das Ehrenamt braucht man keine Ausbildung, die studierte Sozialpädagogin bietet den Ehrenamtlichen aber immer wieder hilfreiche Informationen zum Umgang mit Neugeborenen an, meldet sich regelmäßig telefonisch bei den Ehrenamtlichen und Familien oder gibt Tipps für einfach umzusetzende Handreichungen. „Bereits kleine Hilfestellungen bedeuten für die Familien eine große Entlastung. Zum Beispiel können die Ehrenamtlichen über den Schlaf des Neugeborenen wachen, damit die Mutter mal ein Bad nehmen oder Sport machen kann“, so die 63-Jährige.
Die Erfahrung, dass kleine Dinge einen großen Unterschied machen können, hat auch Anna Gluch gemacht. Die 22 Jahre alte Studentin aus Frankfurt stieß über einen Aushang der Evangelischen Kirchengemeinde Oberrad auf wellcome und wurde nach einigen Vorgesprächen mit Angelika Rohde an eine alleinerziehende Mutter aus Sachsenhausen vermittelt. Von Mai bis August 2022 besuchte sie die junge Mutter mit ihrem vier Monate alten Sohn einmal wöchentlich, spielte mit dem Kind oder ging mit ihm spazieren und schaffte der Mutter so Freiräume im stressigen Babyalltag.
Bereits vor ihrem Einsatz bei wellcome engagierte sich Anna Gluch ehrenamtlich für Kinder, trotzdem war sie vor ihrem ersten Besuch bei der Familie sehr aufgeregt. „Ich hatte wirklich große Angst, dass das Baby mich nicht mag und die ganze Zeit weint, aber es hat zum Glück von Anfang an gut geklappt“, erinnert sich Gluch. Nach einigen gemeinsamen Treffen mit Mutter und Sohn verbringt die Studentin auch alleine Zeit mit dem Baby. „Es ist wirklich schön zu sehen, wie der Kleine sich entwickelt, mit ihm zu lachen und Spaß zu haben. Und ich freue mich auch immer sehr, wenn ich sehe, dass seine Mutter dann etwas Zeit für sich hat. Einmal habe ich sie zum Beispiel zum Schwimmen begleitet, was sie sehr gerne macht, wozu sie aber seit der Geburt keine Zeit mehr hatte. Zwei Menschen so glücklich zu machen, das ist wirklich sehr erfüllend“, so Anna Gluch über ihre Erfahrungen bei wellcome.
Nicht alle haben eine helfende Oma an der Seite
Im Jahr 2022 haben in den Frankfurter Stadtteilen Sachsenhausen, Oberrad und Niederrad sechs Ehrenamtliche im Rahmen von wellcome 17 Familien betreut. In der Regel besuchen sie die Familien für einen Zeitraum von etwa vier Monaten einmal wöchentlich. Die Hilfe startet, wenn die Neugeborenen zwei Monate alt sind und sich die Familie neu zusammengefunden hat. Spätestens ab dem Ende des ersten Lebensjahres des Babys endet der Einsatz der Ehrenamtlichen.
„wellcome ist situationsorientiert angelegt. Das Ziel des Projektes ist, den Eltern durch die früh einsetzende Hilfe eine spürbare Entlastung in der familiären Übergangssituation zu schaffen. Wenn der Alltag wieder eingekehrt ist und die Eltern neue Ressourcen sammeln konnten, ziehen sich die Ehrenamtlichen zurück“, erklärt Angelika Rohde das Konzept von wellcome. Trotz der zeitlichen Begrenzung des Einsatzes, ist es schwierig neue Ehrenamtliche für Wellcome zu gewinnen, dabei ist der Bedarf an Hilfen in Frankfurt sehr groß. Aktuell werden im Projekt sechs Familien betreut, mehrere stehen auf der Warteliste, da keine Ehrenamtlichen zur Verfügung stehen. „Mich fragen viele Familien an, die wegen des Berufs nach Frankfurt gezogen sind und weder Familie in der Nähe haben, noch über ein ausreichendes soziales Netzwerk verfügen“, berichtet Rohde. „Außerdem beobachte ich, dass durch die sozialen Medien und die vielen online zugänglichen Informationen zu Erziehungsthemen heute auch viel mehr Druck auf jungen Eltern lastet, alles richtig zu machen“, so die wellcome-Koordinatorin weiter.
Kontakt für Ehrenamtliche und Familien
Die Evangelische Familienbildung Frankfurt und Offenbach koordiniert das Projekt wellcome an drei Standorten in Frankfurt-Süd, Frankfurt-West und in Offenbach. Wer Hilfe nach der Geburt braucht oder seine Unterstützung anbieten möchte, kann sich telefonisch oder per E-Mail melden unter
Im Frankfurter Süden: Telefon 069 60 50 04 33, E-Mail frankfurt.sued@wellcome-online.de
Im Frankfurter Westen: Telefon 069 37 00 64 07, E-Mail frankfurt.west@wellcome-online.de
In Offenbach: Telefon 069 88 18 33, E-Mail offenbach@wellcome-online.de
Weitere Informationen gibt es auch auf www.familienbildung-ffm-of.de oder auf https://www.wellcome-online.de.