Was machen Muslime an Weihnachten? Ayman Mazyek im Gespräch.
Die kleine Yasmin wird zu
Weihnachten Geschenke bekommen. „Das ist so bei uns, auch wenn das eigentlich
nicht zu unseren Traditionen gehört“, sagt ihre große Schwester. Die Familie
ist türkischer Herkunft, aber die Kinder sind alle in Frankfurt geboren und
aufgewachsen.
In zwei Kulturen groß geworden ist auch Aiman Mazyek, der Vorsitzende des Zentralrates der Muslime in Deutschland. In der Schule war er der einzige Muslim in seiner Klasse, ging in den katholischen Religionsunterricht und wurde als ältester Sohn eines syrischen Vaters und einer deutschen Mutter in islamischer Religion sozialisiert.
„Weihnachten ist eine schöne Zeit für die Familie“, beschreibt er seine Erfahrungen im Gespräch mit dem Journalisten Meinhard Schmidt-Degenhard beim „Kamingespräch“ im Liebfrauen-Kloster in der Frankfurter City. Im Koran sei von Jesus zwar nicht als Sohn Gottes, aber doch als ein Prophet die Rede. Seiner Mutter Maria sei sogar ein ganzer Koranabschnitt gewidmet.
Geschenke bekommen hat Mazyek als Kind zweimal im Jahre, zu Weihnachten ebenso wie beim Zuckerfest zum Abschluss des muslimischen Fastenmonats Ramadan. Als er älter wurde, diskutierte er mit dem Pfarrer über Religion und Glauben und lernte dabei das „dialogische Prinzip“.
Heute ängstigt ihn, wie der Islam in der deutschen Öffentlichkeit wahrgenommen wird. Er beobachtet einen zunehmenden „Alarmismus“ in allen Dingen, was den Islam betreffe. Aber gibt es nicht tatsächlich eine „Terroranfälligkeit“ beim Islam, fragt Schmidt-Degenhard? Mazyek weist das zurück. Der durch Muslime verübte Terror sei nicht durch die Religion zu begründen. Wer Antworten auf die Frage suche, wie Terror entsteht, müsse bei den politischen Verhältnissen suchen. „Wir werden eines Tages alle vor unserem Schöpfer stehen, und der entscheidet.“ Mazyek räumte aber ein, dass es beim Umgang mit den eigenen religiösen Quellen durchaus an kritischer Aufklärung und Rezeption fehlen könne.
„Die Muslime haben kein religiöses Oberhaupt“, erklärte er auf Fragen aus dem Publikum. Im Zentralrat der Muslime in Deutschland entscheide ein Gelehrtenrat über religiöse Fragen. Bestimmte Positionen können dann entweder als „vertretbar und machbar“ oder als verbindlich erklärt werden. Die Vereinigung, deren Vorsitzende Mazyek ist, wurde 1987 gegründet als multi-ethnisch geprägter Moscheeverband mit der gemeinsamen Amtssprache Deutsch.
Mazyeks Buch „Was machen Muslime an Weihnachten? Islamischer Glaube und Alltag in Deutschland“ ist 2016 bei Bertelsmann erschienen.