Was ich dieses Jahr faste? Gar nichts! Schokolade, Wein und Handy, her zu mir!
Ja, nach dem Aschermittwoch beginnt die Fastenzeit. Sieben Wochen bis Ostern gehören der Betrachtung der Leiden Jesu. Viele Christ:innen fasten in dieser Zeit. Was zum Beispiel?
Da hätten wir Süßigkeiten, das ist leicht. Zigaretten fasten ist nur etwas für Raucher. Alkohol war immer mein Favorit. Neuerdings liegt Autofasten groß im Trend, auch Handyfasten hat was, wenn man mal seine Ruhe haben will. Aber unter uns: Wozu brauche ich Jesus, wenn ich Karies umgehen will oder gerne umweltverträglich unterwegs bin? Und warum dann nur sieben Wochen und nicht das ganze Jahr?
Um vor Gott Eindruck zu machen, brauche ich das Fasten sicher nicht. Zur Selbstoptimierung? Nach den guten Vorsätzen zum neuen Jahr kommt zur Fastenzeit noch eine Schippe drauf. Och nö! Als Übung, um zur Ruhe zu kommen und mein Gehör für Gottes Wort zu sensibilisieren? Als Ziel gefällt mir das, aber dabei soll das verkniffene Glas Wein helfen? Weiß nicht.
Die evangelische Aktion „Sieben Wochen ohne“ rät dieses Jahr zu „Spielraum – Sieben Wochen ohne Blockaden“. Echt jetzt? Ich löse ein Problem, das ich vorher nicht hatte. Da halte ich es lieber mit meiner griechisch-orthodoxen Freundin Marina, die von sieben Wochen ohne alles erzählt. Nämlich ohne Milch- und Eiprodukte, ohne Fleisch und Fisch, ohne Alkohol, Sex und Oliven (fragen Sie nicht!). Wer das durchhält, kann sich mit vollem Herzen auf Ostern freuen.
Aber noch mal zurück: Was ich dieses Jahr faste? – gar nichts! Schokolade, Wein und Handy, her zu mir! Gehen wir nicht längst durch eine Fastenzeit, die es in sich hat? Leiden und Sterben, Einsamkeit und Zusammenhalt, Angst und Hoffnung: All das umgibt uns seit Monaten. Wir sehnen uns nach Gottes Gegenwart. Mehr Einstimmung auf Karfreitag und Ostern brauche ich nicht.
Ich pfeife auf das Fasten und lese bei einem Glas Wein im Matthäusevangelium die Geschichte vom Leiden und Sterben Jesu. Kapitel 26 bis 28. Zum Wohle!
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