Valentinstag: Die Liebe braucht keinen Heiligen
Früher gab es in Deutschland keinen Valentinstag. Der Brauch wurde hierzulande erst nach dem Zweiten Weltkrieg von US-Soldaten eingebürgert. Die Werbebranche erkannte schnell das Potenzial als Vermarktungsmöglichkeit für Blumen, Süßwaren, Postkarten und Geschenke, und unterstützte seine Popularität.
Die Rückführung auf den heiligen Bischof Valentin von Rom (nach
anderer Überlieferung Valentin von Terni), der am 14. Februar 269 den
Märtyrertod starb, verleiht dem Tag ein christliches Ansehen oder besser: ein christliches Feigenblatt. Nach der Legende traute Valentin
entgegen kaiserlichem Verbot Liebespaare nach christlichem Zeremoniell
und half bei Partnerschaftsproblemen; Menschen, die Hilfe und Trost bei
ihm suchten, schenkte er eine Blume aus seinem Garten. Vom Mittelalter
an wurde Valentin daran anknüpfend als Patron der Liebenden und
Verlobten gesehen.
So weit, so anständig. Allerdings geht es am Valentinstag nicht nur um die auch kirchlicherseits abgesegnete Liebe zwischen Verheirateten. Es werden auch oder vielleicht sogar insbesondere die Verliebten angesprochen, also diejenigen, die sich nach einer großen Liebe oder trauten Verbindung erst sehnen. Die vielleicht sogar eine ganz unmögliche Liebe ersehnen, die sich die schönsten Hoffnungen machen oder die sogar in heimlicher, am Ende gar illegitimer Verbindung leben. Der Valentinstag feiert die Liebe ohne gesellschaftliche Fesseln, wo immer sie hinfällt.
Der englische Dichter Geoffrey Chaucer veröffentlichte 1392 das Gedicht „Parlament der Vögel”. Darin beschreibt er, wie am Valentinstag jeder Vogel sein Gegenüber zur Paarung findet. In England und Frankreich war es zu der Zeit Brauch, durch ein Losverfahren einen „Valentin” mit einer „Valentine” zu verbinden, die dann ein Jahr lang zusammen waren, und danach heirateten oder sich wieder trennten.
Nach einer anderen Überlieferung wird ein Mädchen denjenigen heiraten, den es am Valentinstag als ersten Mann erblickt; entsprechend kommen die interessierte Verehrer an diesem Tag möglichst früh morgens schon mit einem Blumenstrauß zu ihrer Ersehnten.
Hinter solchem Brauchtum stehen eigentlich heidnische Überlieferungen. Weil Mitte Februar die Paarungszeit der Vögel beginnt, wurde dann das Fest der römischen Göttin Juno begangen, der Schützerin von Ehe und Familie. Ihr wurden an diesem Tag Blumen geopfert und den Frauen Blumen geschenkt. Schon in vorchristlicher Zeit fand in diesem Zeitraum das religiöse Reinigungsfest der „Lupercalien” statt, bei dem die Geschlechtsreife von Mädchen beziehungsweise deren Eheschließung gefeiert wurde.
Solche Vermischung aus christlichen und heidnischen Elementen war der Kirche irgendwann ein Dorn im Auge. Der volkstümliche Valentin sollte nicht zum Schutzpatron anzüglichen Brauchtums werden und wurde 1927 von der anglikanischen Kirche aus ihrem Heiligenkalender gestrichen. Seit 1969 fehlt er auch im Calendarium Romanum Generale, dem offiziellen liturgischen Kalender der katholischen Kirche.
Der Liebe tat und tut das keinen Abbruch. Sie feiert sich ganz ungeniert, auch ohne jeden Heiligen.