Stilfragen: Für die Kirche gibt es keinen Dresscode
In diesen Wochen wird in vielen Kirchengemeinden Konfirmation gefeiert. Junge Menschen sagen „Ja“ zu Gott – und streifen in den Wochen vorher meist mit ihren Eltern durch die Kleidungsgeschäfte der Stadt. Anzug mit Krawatte oder Jeans und Sneaker?
Die Geschmäcker von Eltern und Jugendlichen in Klamottenfragen sind traditionell verschieden. Es gibt wohl keinen Konfi-Kurs, in dem nicht zu Beginn einige voller Überzeugung verkünden: „Also ich gehe in Jeans zur Konfirmation!“ Tatsächlich muss man später in den Konfirmationsgottesdiensten demonstrative Protestoutfits aber mit der Lupe suchen. Obwohl die Mode heute fast alles erlaubt und das traditionelle Schwarz längst keine Pflicht mehr ist, kleiden sich die Jugendlichen am Tag ihrer Konfirmation meist doch elegant und probieren sozusagen das Erwachsensein an.
Sind Gott solche Detailfragen wichtig? Davon ist nicht auszugehen. Es scheint aber biografisch von Bedeutung zu sein, was wir am Tag der Konfirmation tragen: Die meisten Konfirmierten wissen es noch nach Jahrzehnten ganz genau, es ist ja auch fotografisch dokumentiert und in protestantischen Kreisen ein beliebtes Smalltalk-Thema („Oh Gott, ich sah aus!“).
Wer allerdings mit löcherigen Hosen und Irokesenschnitt vor den Altar treten will, wird nicht daran gehindert und darf natürlich genau wie alle anderen ein Teil der Gemeinde werden. Der kirchliche Dresscode ist immer ein freiwilliger. Das gilt auch für ganz normale Gottesdienste oder andere Feste.
Funfact: Im Neuen Testament gibt es kaum konkrete Hinweise, wie sich Jesus und seine Jünger:innen gekleidet haben. Man kann aus verschiedenen Stellen lernen, dass es ein Obergewand und ein Untergewand gab. Wer nur ein Untergewand trug, galt als „entblößt“. Über das genaue Aussehen der Kleidung wird aber nichts gesagt.
Also: Die Konfirmation in Badehose oder oben ohne wäre auch laut Bibel etwas unpassend. Der Rest ist aber vollkommen dem eigenen Geschmack und der jeweils aktuellen kulturellen Konvention überlassen. Das ist doch eine gute Nachricht.
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