Neulich im Park
Ich gestehe: Ich spiele immer noch Pokémon Go. Neulich laufe ich also durch den Anlagenring, wo es immer recht viele Monster gibt, die man jagen kann. Hin und wieder bleibe ich stehen, weil man sich schon ein bisschen konzentrieren muss, um sie zu fangen, meinen Blick fest aufs Handy geheftet.
Ein junger Mann kommt vorbei, er ist „südländischen Aussehens“, wie es heutzutage, nur leicht den Rassismus verbrämend, gerne heißt. Offenbar ist ihm sehr bewusst, dass Menschen, die so aussehen wie er, hierzulande quasi automatisch in Verdacht stehen, Böses im Sinn zu haben. „Keine Angst“, ruft er mir jedenfalls beschwichtigend zu, ich tu Ihnen nichts!“
Ich schrecke hoch, denn in mein Spiel vertieft hatte ich ihn gar nicht bemerkt. „Was?“ frage ich verdutzt. „Na, ich dachte, Sie sind stehen geblieben, weil Sie Angst vor mir haben und mich vorbeilassen wollten“, erklärt er. „Nein“, antworte ich, „ich bin stehen geblieben, um ein Pokémon zu fangen“, und halte ihm mein Handy hin.
Ein bisschen entgeistert schaut er drauf. „Echt jetzt? Ich dachte, das spielen nur kleine Jungs wie mein Bruder!“ Tja, so kann man sich darin irren, was Leute, die zu einer bestimmten Sorte Mensch gehören, angeblich machen. Oder auch nicht machen.
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