Leben & Alltag

Körper und Geist in Bewegung bringen

Spiritualität und Bewegung miteinander verbinden: Das ist das Motto der geführten Wanderungen mit Georg Magirius.

Der Schriftsteller und Theologe Georg Magirius bietet regelmäßig spirituelle Wanderungen an. | Foto: privat
Der Schriftsteller und Theologe Georg Magirius bietet regelmäßig spirituelle Wanderungen an. | Foto: privat

Schweigend steigen die zwanzig Wandernden leicht bergauf durch den Wald. Mal knackt ein Zweig, Vögel zwitschern, Moosgrün poppt auf. Plötzlich wird der Blick frei auf eine Wiese, der Boden wird matschig und es gilt, kleine Hindernisse wie Äste und Tannenzapfen zu überwinden. Eine spirituelle Wanderung mit dem Theologen und Schriftsteller Georg Magirius ist gleichzeitig entspannt und überraschend.

Seit Jahren bietet Magirus zwei- bis fünfmal im Jahr Tagestouren im Odenwald, im Spessart, der Rhön, in Taunus und im Schwarzwald an. Oft entwickelt er sie zusammen mit seiner Frau Regina Westphal, die Pfarrerin in Frankfurt-Unterliederbach ist und auch manchmal die Leitung der Touren übernimmt.

An diesem Vorfrühlings-Samstag lautet das Motto: „Auf dem Sprung. Auf den Spuren der Verwandlungskraft“. Los geht es am Bahnhof Schneidhain-Königstein, wo Magirius bereits den ersten Impuls setzt: „Wollen Sie mutiger werden? Oder geselliger? Wie wollen Sie sich verwandeln?“

Oben auf der Billtalhöhe gibt es eine Rast. „Schweigend zu wandern ist eine solche Erholung vom Alltag“, sagt Gabriele Koll aus Seligenstadt. „Gemeinsam mit anderen für sich sein – das tut gut. Und heute war es so schön frisch und kühl im Wald.“ Andere schätzen den gesprächigen Teil der Tour. „Ich treffe gerne neue Leute. Alle hier sind offen“, sagt Irmhild Specka aus Sachsenhausen und nimmt einen großen Schluck aus ihrer Wasserflasche. Die Wandernden kommen aus Frankfurt, aber auch aus dem Umland. Eine Frau aus Unterliederbach ist zum ersten Mal dabei. Edeltraut Bundschuh dagegen wandert schon seit zehn Jahren mit Magirius. „Ich genieße es, dass ich nichts vorbereiten muss und einfach mitgehen kann.“

Nach der Rast geht es auf einem breiten Wanderweg bergab: Höhepunkt der Wanderung ist der von hoch oben über Felszacken springende Rombach-Wasserfall. Hier geht Magirius noch einmal auf das Tagesthema „Verwandlung“ ein, am Beispiel des Rombachs: Der fließt ruhig dahin, bis dann plötzlich sein Wasser tosendschnell niederfällt – Verwandlung im Schnelldurchlauf. Genauso könne sich auch ein Mensch radikal ändern und bleibe doch derselbe, sagt Magirius. So wie jener kranke Mann aus der Bibel, der 38 Jahre im Bett gelegen hat, und zu dem Jesus sage: Steh auf, nimm dein Bett und geh. Plötzlich war Verwandlung möglich. Das Bett habe er mitgenommen, es stehe für Kontinuität

Danach hebt Magirius die Hände und spricht einen Segen. „Das ist auf jeder Tour besonders schön“, freut sich Gabriele Koll. „Ich bin überhaupt nicht kirchlich, aber dabei fühle ich mich immer so behütet und beschützt.“ Wer will, kann sich zu guter Letzt noch „Verwandlungswasser“ aus der Quelle für zuhause abfüllen; Magirius empfiehlt es augenzwinkernd. Dann geht es wieder zurück zum Bahnhof Königstein.

Informationen zu den spirituallen Wanderungen

Pilgergänge in Frankfurt und Umgebung bieten auch Pfarrer Jeffrey Myers und Pilgerbegleiterin Luzia Glas an. Zu den Angeboten.


Autorin

Stephanie von Selchow ist Redakteurin des EFO-Magazins.

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