Jetzt schon an Weihnachten denken? Ach, nee!
Ganz ehrlich, bei mir funktioniert das nicht. Es ist nicht so, dass ich wie ein Pawlow’scher Hund „Advent” fühle, wenn ich Spekulatius sehe, sondern umgekehrt: Erst wenn wirklich Advent ist, schmecken die Plätzchen. Stollen mag ich nur in der Advents- und Weihnachtszeit. Vorher nicht. Und nachher auch nicht.
Ich kenne das aus anderen Zusammenhängen: Das Baguette schmeckt nur in Frankreich, Pommes und Weißbrot nur in Belgien. Und ja: Ein Sonntagsbraten ist, wenn er nicht sonntags oder zu einer besonderen Gelegenheit auf dem Tisch steht, bloß ein X-beliebiges Nahrungsmittel.
Im Essen steckt, entgegen der Suggestion der Werbung, nämlich gerade NICHT die Macht, den Alltag zu verzaubern. Aber selbst das anspruchsloseste Gericht wird zum Genuss, wenn ein echter Mehrwert dazukommt.
Die Advents- und Weihnachtszeit besitzt für mich einen solchen Mehrwert. Sie ist nicht nur schön und beschaulich, sondern unverzichtbar für meine Einschätzung, in welcher Zeit wir leben. Immer wieder im Advent werde ich erinnert, dass entgegen allem Augenschein ein großer Paradigmenwechsel im Gang ist, der mit der Geburt des Jesus von Nazareth seinen Lauf genommen hat. Weg von der grausigen Realität, dass der Stärkere auch Recht bekommt, der Zweck die Mittel heiligt und Nation, Rasse und Ästhetik ein elitäres Denken und Handeln beflügeln. Weg von der Haltung, dass es vor allem mir gutgehen soll, hin zu der Motivation: Wenn es allen gutgeht, geht es auch mir gut.
Als Christ glaube ich, dass ich bei aller Not in einer Zeit der Hoffnung lebe. Aber fühlen kann ich das nicht immer. Es dauert. Erst nach langem Warten auf den Messias ist endlich Jesus zur Welt gekommen ist. Genau so wird sich eines Tages auch die Liebe durchsetzen. Weil sie ein Gottesgeschenk ist und kein Menschenwerk.
Ohne diese Hoffnung sind halt auch Weihnachtsplätzchen nur irgendwelche Kekse.
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