Immer wieder sonntags: Constanze Kleis über einen besonderen Tag
Ein wahres Kompendium ist das Werk von Constanze Kleis. Etymologisches lässt sich nachschlagen: Die romanischen Sprachen greifen mit Domingo, Dimanche, Domenica, die Idee vom Tag des Herren auf, wir halten uns an den Sonnenstern – zum Beispiel.
Die Sonntage des Kirchenjahrs werden von der Verfasserin wiedergegeben, so manche Bibelstelle und Gewohnheit rund um den Kirchgang. Auch wenn das offenkundig nicht ihre Welt ist und sie das auch benennt – gut recherchiert hat Constanze Kleis die Fakten rund um Theologie und Co.
Vor allem ist ihr Buch eine gut lesbare Kulturgeschichte: Von Sonntagsstaat mit weißen Söckchen bis hin zu Sonntagsbraten mit Sauce satt. Die 60er, 70er Jahrgänge finden sich in dem Buch „Sonntag! Alles über den Tag, der aus der Reihe tanzt“ von Kleis bestens wieder.
Beispiel TV: Am Sonntagvormittag bedeutete das damals: Der Vater folgt den hinter Zigarettenrauch versinkenden Diskutanten in Werner Höfers „Frühschoppen“, alle anderen finden sich in den Abendstunden zum Tatortgucken ein – aus dem eichenen TV-Schrank wird ein Schrein.
Oder: Spaziergänge am Sonntagnachmittag mit der ganzen Familie. Das Stichwort muss nur fallen und diese Jahrgänge haben ein „O, Graus“ auf den Lippen – auch wenn sie heute das Wandern lieben. Damals waren die Sonntagsspaziergänge höchstens 1973 spannend, als wegen der Erdölkrise die Autobahnen gesperrt und fürs Flanieren am Sonntag frei gegeben wurden.
In allen anderen Fällen gehört der Ausflug zu Laub und Moos zu den Punkten, die den Eltern beim Erziehungsresumee nicht selten vor die Füße fielen und fallen. Kleis hat aber nicht nur Sachen zusammengetragen wie Cindy und Berts „Immer wieder sonntags“ oder Kickvergnügen am siebten Tag der Woche, sie nimmt auch Stellung.
Ein großer Demokrat ist der Sonntag für die Autorin, der allen Zeitwohlstand beschwert – auch wenn sie nicht vergisst, die Menschen zu erwähnen, die in Krankenhäusern oder an Taxiständen Dienst tun. Ein Tag der Ruhe, der Selbstbestimmung sei er, ein Tag auch des Familienlebens, an dem mal nicht Gewinne maximiert, sondern Vergnügen, an dem auch Debatten und Telefonkränzchen ihren Platz haben, schreibt Kleis.
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