Gutes kaufen – auf den ersten Blick und bei längerem Nachdenken
Die Textilien hängen in Reih und Glied: T-Shirts in Mint und dunklerem Grün, Schals, Hahnentritt oder Karo gemustert, andere unifarben, überlappen sich im Weltladen an der Berger Straße. Eine Schaufensterpuppe, inmitten des Geschäfts platziert, trägt einen fliederfarbenen Rolli plus zarten Silberschmuck. In der Auslage warten pinke Puschen mit Ledersohle auf Kundschaft – oder besser gesagt locken an in diesen nebligen Tagen. 54,95 Euro klingen nach einem fairen Preis.
Bio und fair, das ist das Grundprinzip des 2005 von Mitgliedern der Eine-Welt-Gruppe der katholischen Pfarrei St. Josef sowie am Fairen Handel Interessierten gegründeten Geschäfts. Kirchliche Einrichtungen verschiedener Konfessionen zählen zur Kundschaft, viele evangelische sind schon lange dabei, kommunale Betriebe, aber auch individuelle Stammkunden. Der ansprechend dekorierte Laden weckt bei Passanten und Passantinnen Interesse. Stefan Diefenbach, seit den Gründungstagen Geschäftsführer, sagt, „wir sind zufrieden“. Das Bewusstsein für Produktionsmethoden „ist gewachsen, das merken wir“. Der Umsatz liegt bei 400.000 Euro, „leider nicht der Gewinn“, sagt der ehemalige Ordensmann, der mit 33 Stunden hier beschäftigt ist, und lacht. Das Beruhigende ist: „Wir müssen wirtschaftlich sein, sind aber nicht profitorientiert“.
Der Weltladen nutzt die Räumlichkeiten der Pfarrei St. Josef. „Wir zahlen eine ,faire‘ Miete“, sagt der Geschäftsführer, ein ortsüblicher Preis wäre schwierig zu stemmen. Dank der Miete war es möglich, dass der Weltladen 2023 Nachfolger des benachbarten Geschäfts „Sockenkiste“ wurde. Alles rund um Küche und Genuss wird jetzt abgetrennt von Textilien, Taschen, Körben und Deko angeboten. Nachdem der Weltladen in der Frankfurter Innenstadt Anfang November zugemacht hat, wird der Kundenkreis noch breiter werden, nimmt Diefenbach an. Der Innenstadtladen hatte traditionell eine starke Verbindung in die evangelische Kirche. Zum Teil kommt diese „evangelische Kundschaft“ inzwischen nach Bornheim und nach Bockenheim, wo das Pendant zu dem Bornheimer Laden angesiedelt ist, gleichfalls in prominenter Lage, Leipziger Straße 29.
Aktuell steht das Advents- und Weihnachtsgeschäft an: 6.500 Nikoläuse hat Diefenbach auf Lager, „die Hälfte ist schon vorbestellt“. Kitas, egal ob evangelisch oder katholisch, legen Wert auf faire Produktionsmethoden. Sie ordern bei ihm oder dem Weltladen Partnergeschäft in Bockenheim. Die beiden sehen sich als Lieferanten, aber auch Lobby – für einen anderen Umgang mit den Produzierenden, ob aus Nepal, Indien, Kenia oder anderen Ländern, für Waren, die ressourcenschonend sind. Regelmäßige Infoveranstaltungen, neulich zum Beispiel zu den Gründen steigender Kaffee- und Kakaopreise, gehören zum Konzept des Weltladens.
25 Ehrenamtliche, als Dankeschön erhalten sie 15 Prozent Rabatt, engagieren sich an der Berger Straße 133. „Wir sind sehr international, der Durchschnitt ist recht jung“ berichtet Stefan Diefenbach, „unter anderem aus dem Jemen, Guinea, Nigeria, dem Iran und Argentinien stammen Mitwirkende, sie kommen aus der Nachbarschaft und dem weiteren regionalen Umfeld.“ Für sie sind die internen Infoveranstaltungen gedacht, für alle anderen, die sich für „Fair Trade“ interessieren, organisiert der fair-ein e.V. attraktive Events.
Derzeit wird viel gepackt, Holzengel packt eine Ehrenamtliche aus, Kerzenhalter. Im Büro, das zugleich Lager ist, hat Diefenbach Kisten stehen, hölzerne Tannenbäume, Made in Kenia, aus Filz geformte Schneemänner, Engel, Trompeten – unter fairen Bedingungen in Nepal gefertigt. Dieser Tage kommt das in die Auslage. Im Kulinarik-, Hauswarenbereich stehen schon adventliche Tees, weihnachtlicher Kaffee neben Kräutern der Provence, Gewürzpasten, Cashews aus fairer Produktion, plastikfreie Putzlappen und Kerzen aus Java je nach Stumpenformat für 7,95 oder 9,95 Euro erhältlich, mit langer Brenndauer.
Gepackt werden in den kommenden Wochen auch Geschenkkörbe, ein Parkplatz von Sankt Josef ermöglicht unkompliziertes Abholen. In Corona-Zeiten, erinnert Diefenbach, wurden Päckchen verschickt, um das Geschäft hier am Laufen zu halten, „vor allem aber auch, um die Produzenten nicht im Stich zu lassen“.
Farbenfrohes Tor zum „Globalen Süden“ – im Herzen Frankfurt-Seckbachs
Ehrenamtlich getragen ist der Weltladen Seckbach, ihn gibt es gleichfalls seit 2005, „eine Woche vor Bornheim“ wurde hier angefangen, erzählt Gaby Deibert-Dam, die zu den aktuell 13 Engagierten zählt. An vier Wochentagen nachmittags und am Samstagvormittag kann hier Kaffee, der ökologisch achtsam angebaut und von fair bezahlten Menschen geerntet wird, erworben werden. Zum „Fairen Konzept“ gehört auch hier das Bestreben, dass von dem Erlös nicht nur angemessene Gehälter bezahlt, sondern zudem Gemeinschaftsprojekte in den Herstellerländern angestoßen und unterhalten werden. „Im eher dörflichen alten Ortskern von Seckbach ist der Weltladen ein farbenfrohes Tor zum ,Globalen Süden‘“, sagt Deibert-Dam, „hier findet man neben fair gehandelten Lebensmitteln auch besonderes Kunsthandwerk, wie beispielsweise Kerzen aus Südafrika, Filzprodukte aus Nepal oder Souktaschen aus Marokko.“
Wilhelmshöher Straße 158 hat der Seckbacher Weltladen seinen Sitz, mit der nahe gelegenen Evangelischen Mariengemeinde, die seit 2021 offiziell „Faire Gemeinde“ ist, ein Label, vergeben von Brot für die Welt und dem Zentrums Oekumene, ist der Weltladen verbunden. Er kooperiert mit dem katholischen Kirchort Maria Rosenkranz und der Budgestiftung, die auf ein jüdisches Stifterpaar zurückgeht und in Seckbach ein Altenheim unterhält. Auch in diesem Weltladen wird aktuell Adventliches ausgepackt, erhältlich sein wird es nicht nur zu Ladenöffnungszeiten, sondern auch auf Märkten und Basaren, mit denen die Initiative kooperiert.
Aus einer Friedensgruppe erwuchs in Offenbach-Bürgel ein Weltladen
Adventskalender mit 24 Teebeuteln, Schokoladen aller Art, Geschenkartikel, zum Beispiel aus Holz und Metall – auch der Weltladen in Offenbach-Bürgel stockt in der Adventszeit sein Programm auf – und erweitert die Öffnungszeiten. Normalerweise ist das bei der Evangelischen Gustav-Adolf-Gemeinde, Langstraße 62, ansässige Geschäft von Mittwoch bis Freitag, 10 bis 13 und 15 bis 18 Uhr geöffnet, am Samstag von 10 bis 13 Uhr. Im Dezember könne hier auch an den anderen beiden Werktagen Leckeres, Nützliches und Schmückendes aus fairer Produktion erworben werden zu den üblichen Zeiten, berichtet Gerhard Suchan, der sich mit seiner Frau ehrenamtlich für den Laden engagiert.
Die Wurzeln dieses Geschäfts liegen in einer Friedensgruppe, die sich in dem Stadtteil vor 30 Jahren zusammenfand. Die Tatsache, dass Frieden auch viel mit den globalen wirtschaftlichen Verhältnissen zu tun hat, ließ den Wunsch wachsen, vor Ort mehr für wirtschaftliche Fairness zu tun. Heute halten 13 aktive Ehrenamtliche das Geschäft am Laufen. In der Vorweihnachtszeit werde man aber nicht nur in Bürgel fair produzierte Waren anbieten, sondern am 3. Dezember auch den ganzen Tag über in der Vereinshütte auf dem Offenbacher Weihnachtsmarkt, berichtet Suchan.
Er verweist außerdem darauf, dass Gustav-Adolf seit diesem Jahr auch als „Faire Gemeinde“ anerkannt ist – so wie die Mariengemeinde in Frankfurt-Seckbach. Das Zentrum Oekumene der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) und der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) verleiht dieses Label zusammen mit Brot für die Welt, dem Hilfswerk der Evangelischen Kirchen für die Entwicklungszusammenarbeit.