Leben & Alltag

Fünf Tipps, wie man gut in den Ruhestand kommt

Der Wechsel in den so genannten Ruhestand ist häufg eine Herausforderung. Vertraute Alltagsstrukturen lösen sich auf, die eigene Identität ändert sich, viele Gewohnheiten müssen aufgegeben werden. Spiritualität und Rituale können helfen, sagt die Theologin Urte Beijick.

Plötzlich viel Tagesfreizeit: Der Abschied vom Berufsalltag will gestaltet werden. | Foto: Huy Phan/unsplash.com
Plötzlich viel Tagesfreizeit: Der Abschied vom Berufsalltag will gestaltet werden. | Foto: Huy Phan/unsplash.com

„Ruhestand heißt, dass das alte System zusammenbricht“, sagte die Theologin Urte Bejick. Bei einem Studientag Spiritualität und Alter im Frankfurter Diakonissenhaus gab die Referentin aus der Evangelischen Kirche in Baden Tipps, was man tun kann, um diesen Übergang zu erleichtern.

Erstens: Am Besten schon ein, zwei Jahre vor der Rente damit beginnen, den Übergang zu gestalten und sich gedanklich damit auseinander zu setzen. „Am letzten Arbeitstag macht man vieles zum letzten Mal. Umso wichtiger ist es, sich darauf vorzubereiten.“

Zweitens: Sich bewusst von Dingen des Arbeitsplatzes verabschieden. „Man kann ja sowieso nicht alles mit nach Hause nehmen.“ Man kann aber ruhig ein, zwei besonders bedeutsame Gegenstände mit nach Hause nehmen und ihnen noch eine Weile einen Ehrenplatz in der eigenen Wohnung geben.

Drittens: Aufschreiben, worauf man stolz ist. Was hat der Arbeitgeber mir zu verdanken? Was war ärgerlich oder blieb unvollendet? So macht man sich Dinge bewusst, die ansonsten noch für Grübeleien sorgen können.

Viertens: Beizeiten neue Werte einüben. „Tun sie einmal, was sie sonst nie tun würden“, schlug Urte Bejick vor. Zum Beispiel ab und zu andere Arbeitswege wählen oder die Mittagspause anders als üblich gestalten. Auf diese Weise übt man schon mal ein, dass die Dinge sich ändern werden.

Fünftens: Den Übergang symbolisch gestalten. Außer Firmenfeiern gibt es häufig keine Rituale, mit denen Menschen in den Ruhestand verabschiedet werden. Aber man kann sich selbst welche erfinden – zum Beispiel ein Band durchschneiden oder sich einen Rucksack mit Dingen zu bestücken, die auf dem weiteren Weg nützlich sind.

Allerdings kann man den Ernstfall nur begrenzt vorhersehen, stellt Beijick klar: „Die Stunde der Wahrheit kommt, wenn es soweit ist.“ Manche Veränderungen sind eben auch real schmerzhaft. Mit dem beruflichen Ausscheiden geht häufig ein Bedeutungsverlust einher, sozialer Status und Beziehungen verschieben sich. Besonders Männer und Personen in Leitungsfunktionen haben mit diesen Veränderungen zu kämpfen. Manche Menschen werden sogar depressiv – und sollten sich dann unbedingt Hilfe suchen.

Bleibt am Ende eine Frage, die Ulrike Beijick kritisch an die Kirche stellt: „Menschen wollen in Umwandlungsphasen begleitet werden, deshalb gibt es in der Kirche Übergangsrituale wie Taufe, Konfirmation, Trauung und Bestattung. Warum haben wir so etwas nicht auch beim Wechsel in den Ruhestand?“

Seminare zur Gestaltung des Ruhestandes

Das Programm „Raum für Lebensgestaltung“ der Evangelischen Erwachsenenbildung in Frankfurt bietet regelmäßig Tagesseminare an, die bei der Orientierung mit Blick auf den Ruhestand helfen. Die Fachexpertin Dr. Anke Melchior leitet Interessierte dazu an, den eigenen Standort zu bestimmen und Perspektiven für ihren Ruhestand zu erarbeiten. Die Teilnahmegebühr beträgt 30 Euro (Verpflegung inklusive), Anmeldung bis vier Tage vor Veranstaltung unter www.raumfuerlebensgestaltung.de oder unter der Telefonnummer 069 92105-6686.

Die nächsten Kurse starten im Oktober, die Teilnahme ist an vier Orten und Terminen möglich:

Samstag, 19. Oktober 2019, 10 bis 16:30 Uhr, Kirchengemeinde Frankfurt-Höchst

Samstag, 26. Oktober 2019, 10 bis 16:30 Uhr, Luthergemeinde im Nordend

Samstag, 16. November 2019, 10 bis 16:30 Uhr, Thomasgemeinde in Heddernheim

Samstag, 23. November 2019, 10 bis 16:30 Uhr, Kirchengemeinde Bornheim


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Doris Stickler 77 Artikel

Doris Stickler ist freie Journalistin in Frankfurt.

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