Leben & Alltag

Die Antennen können nicht andauernd auf Empfang stehen

Aufmerksam an den Geschehnissen auf der Welt teilzunehmen, ist so wichtig, wie das Engagement im Job – doch manchmal müssen wir zur Ruhe und zu uns selbst finden.

Foto: Andrej Lisakov / Unsplash+
Foto: Andrej Lisakov / Unsplash+

Es ist wahrscheinlich kein Zufall, dass die meisten Metaphern für nötige Momente der Entspannung aus dem Reich der Technik kommen: Wir wollen abschalten, unsere Akkus aufladen, auf Pause drücken. Denn schließlich ist es nicht zuletzt die Technik, die uns in Atem hält. Da will ständig jemand was, die Chefin schreibt nach Feierabend eine Mail, im Tageszeitungs-Newsfeed auf Facebook oder Instagram kommen erschreckende Nachrichten aus aller Welt oder die neueste verheerende Studie zur Klimakrise mehrmals täglich in Echtzeit zu uns geflattert.

Gerade in Phasen, in denen eine schlimme Nachricht auf die andere folgt, kann die Grübelei zur erschöpfenden Dauerbeschäftigung werden. Manchmal lässt einen der Job auch in der Freizeit nicht los. Haben Sie auch schon mal von der Arbeit geträumt? Von Ihrem überlaufenden Postfach oder von der Präsentation, die Sie seit Tagen auf dem Bildschirm hin- und herschieben? Es ist wichtig, sich weder den Problemen auf der Welt, noch den (meisten) Anforderungen des Berufs zu verschließen. Sich Augen und Ohren zuhalten, so läuft das nicht.

Aber wir brauchen auch Zeiten, in denen wir ganz bei uns selbst sind und in unserer persönlichen Echtzeit leben dürfen: Ob das beim Wandern oder beim Lesen, auf dem Rennrad oder auf der Couch beim Netflix-Schauen gelingt, ob wir bei einem Konzert oder im Gebet Ruhe finden oder vielleicht beim Musizieren mit anderen Menschen oder auch einfach nur beim gemeinsamen Chillen, das ist sehr individuell.

Doch wer äußere Ereignisse, Katastrophen oder auch nur kraftraubende Mitmenschen nicht ab und zu ausblenden kann, landet im schlimmsten Fall in Überforderung und Depression – und hat dann noch weniger Energie, sich für das Gute einzusetzen und politisch wach zu agieren.

Auf Pause drücken kann also geradezu ein rebellischer Akt sein, um dem Leben und der Welt wieder das Engagement geben zu können, das sie verdienen. Also, streicheln Sie mal wieder ausgiebig die Katze – oder singen Sie aus vollem Hals und mit lauter Freude.


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Anne Lemhöfer 147 Artikel

Anne Lemhöfer interessiert sich als Journalistin und Autorin vor allem für die Themen Kultur, Freizeit und Gesellschaft: www.annelemhoefer.de

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