Buchtipp: Calvin und Hobbes klären die großen Fragen der Menschheit
Einfach sollte es sein, bildhaft, nicht überfrachtet und auch für absolute Greenhorns geeignet, um einen Einstieg in die Welt des philosophischen Denkens zu finden. In einem Uniseminar über „Philosophische Themen im Religionsunterricht“ kamen die beiden Herausgeber auf die Idee für diesen Sammelband.
Grundlage ist der Comic-Stripe von Bill Watterson über 6-jährigen Calvin und seinem Stofftiger Hobbes. Die beiden sind Freunde und bewältigen gemeinsam das Leben eines Erstklässlers mit allen dazugehörigen Kämpfen und Frustrationen, Glücksmomenten und Utopien. Und es gelingt ihnen tatsächlich, komplexe Themen wie Identität und Erbsünde, Moral und Glücklichseins oder die altbekannte Frage „Wie konnte Gott das zulassen?“ auf einen Comic-Strip von Kind und Tiger zu reduzieren.
Bei der Frage nach dem Ich und dem Sein erhält Calvin zum Beispiel Briefe von seinem früheren Selbst und lässt damit seine zwei Identitäten miteinander in Austausch kommen. Wirklich ins Gespräch kommen kann er mit seinem früheren Selbst aber nicht. Erbost über diese Tatsache erklärt ihm Hobbes, dass die Zeit eben voranschreitet und es deshalb das Selbst von vor ein paar Tagen so nicht mehr gibt. Erfahrungen, Erlebtes, Gefühle prägen unser Ich und verändern oder entwickeln es. Deswegen kann Calvin seinem früheren Ich zwar schreiben, aber keine Antwort erwarten.
Beeindruckend ist auch die Frage, ob ein T-Shirt Sünde sein kann, bei der Generationengerechtigkeit, innerglobale Gerechtigkeit und Freiheit als Einstellung zu sich selbst behandelt wird. Calvin versteht, wie Freiheit und Verantwortung zusammenhängen: Im Christentum gilt die Freiheit als grundlegende Eigenschaft jedes Menschen, allerdings ist es gerade die Freiheit, die zur Verantwortung gegenüber unserer Nächsten verpflichtet.
Wer mit größeren Kindern oder mit Jugendlichen auf Grundlage des Glaubens philosophisch debattieren möchte, kann sich dieses Buchs prima bedienen. Es ist pädagogisch wie didaktisch hervorragend ausgearbeitet und es regt wirklich dazu an, auch ohne Philosophiestudium auf dem Buckel wieder einmal über die grundlegenden Fragen des menschlichen Seins nachzudenken.
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