Alter: Loslassen, Aufräumen, Bewahren
„Einen alten Baum verpflanzt man nicht.“ Diesen Satz hat Ursula Ott so oft gehört, dass er sie nur noch wütend macht. Denn schließlich war es keine leichte Entscheidung, als sie, ihre ältere Schwester und ihre 87-jährige Mutter beschlossen, das Elternhaus am Bodensee aufzugeben, damit die Mutter in der Nähe der Töchter leben kann.
Nicht leicht, aber nötig. Und letztlich befreiend für alle drei. Ganz abgesehen davon, dass die Hirnforschung sagt, dass das Gehirn umso schneller abbaut, je weniger ältere Menschen im Alltag gefordert sind.
Ursula Ott, Chefredakteurin des evangelischen Magazins Chrismon, erzählt lebendig und pointiert, wie sie gemeinsam mit ihrer Mutter das alte Haus ausgeräumt hat, welche Kindheits- und Jugenderinnerungen dabei hoch kamen und welche typisch für die Generation der in den 1960ern Geborenen sind.
Sie gibt viele praktische Tipps, wie man alte Gegenstände und Möbel über das Internet verkaufen kann oder welche Fair-Kaufhäuser oder Museen sie annehmen. Noch interessanter sind die Erkenntnisse über die Prägungen der Kriegsgeneration, die sich etwa in „kalten“ und „warmen“ Gegenständen im Haus ausdrücken. Zum Beispiel gab es in ihrem Elternhaus ganz viele Uhren, aber auch sonst viele Meßgeräte. Manche Kinder finden in den Häusern ihrer Eltern aus der Kriegsgeneration sogar Waffen. Andere Gegenstände warm, so wie Heizdecken oder der alte Kaufmannsladen, mit dem Ursula Ott als Kind immer gerne gespielt hat.
Auch über die Erziehung von Mädchen in den Sechzigern regt das Ausräumen an: Sie wurden einerseits zu Leistung und Erfolg, andrerseits zur guten Hausfrau erzogen. Weil ihre Mutter ihren Beruf aufgab, als sie ihre Töchter bekam, hat Ursula Ott selbst Kochen und Nähenlernen als Jugendliche ganz verweigert. Dafür hat sie ihren Kindern jetzt beigebracht, wie man nachhaltig und seelenfreundlich aufräumt. Und uns auch.