Warum auf den Altar Schnittblumen gehören – und wie sie dahin kommen
Im Gemeindebrief der Wicherngemeinde in Praunheim steht unter der Überschrift „Der Blumendienst“, es bereite „sehr viel Freude, sonntags den Altar oder den Kirchsaal mit Blumen zu schmücken, die hauptsächlich aus unseren heimischen Gärten stammen.“ Hier sind es Ehrenamtliche, die für den Blumenschmuck sorgen, und: Weitere florale Spenden sind willkommen.
In Nieder-Eschbach hingegen gibt es einen Blumenladen des Vertrauens: „Die Pfarrerin sagt, welche Blumen es sein sollen, aber die wissen schon, was gefällt“, sagt die Sekretärin des Gemeindebüros. Auch die Paulsgemeinde in der City favorisiert für den Schmuck in der Alten Nikolaikirche auf dem Römerberg ein Blumengeschäft. Der Küster trifft die Absprachen. Pfarrerin Andrea Braunberger-Myers nennt als Orientierung die liturgischen Farben des Kirchenjahres.
Gestecke passend zu den Fensterrahmen
Auch Rosemarie Kiermeir, Sekretärin in der Gemeinde Niederursel, bestellt bei Profis. Sie ordert bei ihrer Tochter, die hat Floristin gelernt und kennt das Gotteshaus der Gemeinde, die Gustav-Adolf-Kirche, aus dem Effeff. Die Wände des frisch renovierten Martin-Elsässer-Baus aus den zwanziger Jahren sind unlängst wieder in den ursprünglich geplanten Farben getüncht worden, die Fensterrahmen wie einst in sattem Rot gestrichen. „Das greift sie alles auf“, erzählt Kiermeir.
In der Gemeinde Cantate Domino in der Nordweststadt hingegen, für die Kiermeir ebenfalls als Verwaltungskraft zuständig ist, läuft es mit dem Blumenschmuck anders. Zweimal im Monat wird an der Ernst-Kahn-Straße Gottesdienst gefeiert, und dann ist jeweils ein Mitglied des Kirchenvorstands nicht nur für Lesung und Kollekte, sondern auch auch für frische Blüten in der Vase zuständig.
Vier, fünf Tage lang sind Blumensträuße frisch, aber von Sonntag bis Sonntag reicht die Pracht kaum. Diesen Sommer hat eine Taufgesellschaft in der Erlösergemeinde in Oberrad davon profitiert, dass Blumen nicht eingefroren und oder eingeweckt werden können: Als die Floristin, die regelmäßig den Altarschmuck liefert, ihren Urlaub antrat, spendete sie die gesamten verbliebenen Schnittblumen. Daraus band Margarete Homner, die seit 26 Jahren in der Gemeinde als Küsterin arbeitet, nicht nur ein Bukett für den Altar, sondern auch eine Vielzahl kleiner Sträußchen: Alle Gäste des Gottesdienstes konnten sich ein kleines Gebinde mitnehmen.
Homner freut sich schon auf Erntedank, denn da spenden die umliegenden Gärtnereien stets großzügig. Aber die ganz üppigen Zeiten, in denen Gärtnereien, dafür eigens Felder mit Sonnenblumen belegten, sind vorbei, „das ist ein Knochenjob, den will die nächste Generation oft nicht mehr machen“ – das bekommt sie auch bei den Erntedankgaben zu spüren.
Einfach einen Blumentopf hinstellen – das geht gar nicht
In Bockenheim sorgt Küster Nenad Tasic für den Blumenschmuck auf dem Altar, „der macht die tollsten Gestecke“, schwärmt die Gemeindesekretärin. Der 56-Jährige selber stapelt erst mal tief: „Ich kaufe günstig auf der Leipziger ein, manchmal gehe ich auch zur Heerstraße.“ Außerdem habe er es nicht so mit den Farben. Aber dann erzählt er doch von Schalen und Vasen, von Steckmoos, Vogelbeeren und Efeu aus dem Kirchgarten, von Nachbarn, die ihn auch pflücken lassen. Eine Dreiviertelstunde verwendet er wöchentlich auf das Altargesteck, schätzt er. Wenn nicht eine Hochzeits- oder Taufgesellschaft bereits dafür gesorgt hat.
Einfach einen Blumentopf hinstellen – das erscheint allen unvorstellbar. Und dafür gibt es womöglich sogar gute theologische Gründe. Vor ein paar Jahren jedenfalls stellte eine Leserin im Internetforum evangelisch.de mal die Frage, ob Topfblumen auf dem Altar offiziell verboten seien. Die Antwort des Theologen: „Es ist in der Tat so, dass auf einem Altar in der Regel Schnittblumen stehe sollen. Ein Gesetz dafür ist mir nicht bekannt, aber ich verstehe die Gründe: Schnittblumen symbolisieren die Vergänglichkeit.“