Street-Art am Bauzaun der Katharinenkirche
Dass ein Bauzaun kommen würde, war klar. Sanierungsarbeiten am Dach der Katharinenkirche machten eine Abgrenzung notwendig. Der Schiefer war in sehr schlechtem Zustand. „Dass es aber dann so schnell geht, damit hat niemand gerechnet“, erzählt Pfarrer Olaf Lewerenz rückblickend. Bei einem starken Wind seien Ziegel runtergefallen, Gefahr war in Verzug. Es musste schnell gehandelt werden.
Seit Frühjahr 2022 ist die Kirche in der Innenstadt nun umzäunt. „Schön sah das anfangs nicht aus“ meint Lewerenz, „obwohl wir uns die Farbe der Holzlatten aussuchen durften.“ Das blasse Grau verbesserte die Optik nur minimal und Olaf Lewerenz war schnell klar, dass diese Fläche zum „Schmieren“ einladen wird. Dem wollte er unbedingt zuvorkommen. Lewerenz trommelte die Werbe- und Fundraisingtrommel. Gelder mussten her, damit der Zaun gestaltet und verschönert werden kann. Über die Arbeitsgemeinschaft der Katharinengemeinde, einer Stiftung, kamen 10.000 Euro zusammen. Lewerenz fragte mehrere Street-Art-Künster:innen an und bat um Entwürfe für die Fläche des Zauns. Den Zuschlag bekamen schließlich Justus Becker alias Cor und Jan-Malte Strijek alias Honsar, die mit ihren Bezügen zur Katharinenkirche überzeugen konnten.
Jetzt grasen da Schafe auf einer Farbexplosion und Weinranken wuchern hin zu einem Kelch. Die Ranken tragen allerdings keine Trauben. Der Künstler hat sich für Erdbeeren entschieden, hervorgehoben in einem Sechseck, wie es auch innerhalb der Kirche zu finden ist. „Die Erdbeere ist ein sehr altes, vielfältiges Symbol in der christlichen Bildersprache“, erklärt Lewerenz.
Inzwischen musste der Bauzaun erweitert werden und eine neue Kunstfläche tat sich auf. Für die Südseite der Kirche, „sowieso ein unschönes Eck“, so der Pfarrer, wurde der ebenfalls bekannte Frankfurter Künstler Philipp A. Schäfer engagiert. Seine beliebten „City Ghosts“ machen jetzt „einfach gute Laune in der verwinkelten Ecke“, wie Lewerenz sagt.
Erwähnenswert ist, dass bisher noch kein Kunstwerk des Bauzauns „gecrossed“ wurde, wie es in der Fachsprache heißt, das heißt: Niemand hat bisher etwas Neues über die Bilder gesprüht oder etwas „getaggt“. Auch wenn es ein Kodex in der Street-Art-Szene ist, keine Bilder zu übermalen, halten sich nicht immer alle daran.
Olaf Lewerenz freut es, dass die Bauzaunkunst respektvoll behandelt wird und natürlich, dass seine Idee aufgegangen ist. Besonders stolz ist er darauf, dass bei geführten Stadtrundgängen zum Thema „Straßenkunst“ die Katharinenkirche und ihr Zaun Teil der Führungen geworden sind.
Etwa 1000 Euro sind noch übrig, und eine kleine Lücke ist noch zu füllen. Lewerenz wünscht sich, dass für das letzte Kunstwerk eine Künstlerin zum Zuge kommt. „In der männerdominierten Szene der Street-Art ist das gar nicht so einfach“, sagt der Pfarrer. Eine Idee hat er aber schon - man darf also gespannt sein.
Noch bis zum Frühjahr 2025 soll der Zaun die Kirche an der Hauptwache umrunden. Und wenn die Kunstwerke es dann hergeben, nicht verwittert sind oder überschmiert wurden, sollen sie einer Kinder- oder Jugendeinrichtung gespendet werden.
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