Kunst & Kultur

Orgelsanierung: Eine Familienangelegenheit – mit Zuwachs zugunsten Romantik und Moderne

Die Evangelische Kirchengemeinde Bockenheim stellt ihre Mehrgenerationenorgel vor.

Kantorin Katharina Götz freut sich auf ihr "neues" Instrument. Foto: Studio Hoffmann
Kantorin Katharina Götz freut sich auf ihr "neues" Instrument. Foto: Studio Hoffmann

Alt und neu, saniert und frisch gefertigt, finden sich „geschwisterlich“ oder besser gesagt wie Tanten, Onkels, Nichten, Neffen, Kinder, Eltern, Großeltern in der Orgel, die die Evangelische Kirchengemeinde Bockenheim als „Mehrgenerationenorgel“ am dritten Advent um 16 Uhr in einem Festgottesdienst in der Sankt Jakobskirche, Kirchplatz 9, vorstellt. Kantorin Katharina Götz musiziert, Pfarrerin Charlotte Eisenberg und Pfarrer Rüdiger Kohl heißen die neue Fassung, die in den vergangenen Monaten, nach mehrjährigen Planungen und Vorbereitungen entstanden ist, in dem Gottesdienst willkommen.

Von Stammbäumen werde auch in den Predigten die Rede sein, kündigt Kantorin Götz an. Sie selber möchte mit leisen und mit mittleren Tönen die neue Vielfalt kundtun, die mehr Optionen für Stücke der Romantik und der Moderne bietet. Unter anderem den Komponisten Max Reger hat sie im Programm. Im Zusammenspiel mit der Sängerin Christine Brenk wird sie an dem Nachmittag demonstrieren, wie Orgelklang und Stimme zusammenpassen.

Dieser Tage ist Katharina Götz auf Socken mit den Handwerkern der Orgelbaufirma Jann in der Kirche unterwegs, trägt Pfeifen für den Einbau von hier nach da: „Es darf dabei kein Dreck reinkommen“, erläutert die Kirchenmusikerin den Verzicht auf Straßenschuhe. In den vergangenen Monaten hat sie intensiv die Arbeiten verfolgt, eine Studienzeit am Firmensitz des Orgelbauers unweit von Regensburg verbracht. Die neuen Elemente entstehen sehen, erlebt, wie die 1400 ausgebauten Pfeifen gereinigt und repariert wurden.

Aufeinander aufbauen hat bei dem Bockenheimer Instrument Tradition. Als die Orgelbaufirma Förster & Nicolaus 1983 die Orgel der Sankt Jakobskirche schuf, übernahm sie Teile der aus dem Jahr 1968 stammenden Vorgängerorgel. Die Firma Jann hat nun die dritte Generation mit sieben neuen Pfeifenreihen in einem Gehäuse mit Jalousien untergebracht. Dank der elektronischen Setzeranlage können Klangmischungen voreingestellt und blitzschnell verändert werden. Für einen Familienzweig, den Spieltisch, der nicht mehr passte, wurde eine neue Heimat in Slowenien gefunden.

„Die Mehrgenerationenorgel wird in den kommenden Jahrzehnten gespielt werden und die jetzige Generation von Menschen, die an ihr weitergebaut haben, überdauern“, ist sich Maria Spychiger, Koordinatorin des Fundraising-Teams und Professorin an der Frankfurter Hochschule für Musik und Darstellende Kunst, gewiss. 235.000 der erforderlichen 300.000 Euro konnten akquiriert werden. Mit weiteren Spendenaktionen hofft die Gemeinde, den Rest einzutreiben. Unter anderem wird es im kommenden Jahr Konzerte geben, bei denen gezielt um Spenden geworben wird.

In nächster Zeit bieten die Gottesdienste Gelegenheit, das neue Instrument kennenzulernen. Für Leute, die die Orgel umfassender erleben wollen, sind zwei Konzerte gedacht: Am Silvesterabend treffen um 22.30 Uhr die beiden „Königinnen der Instrumente“ – die Orgel und die Harfe – zu einem Tête-à-tête in Sankt Jakob aufeinander. Mit Estelle Friedrich, Harfe, wird Götz Kompositionen von Claude Debussy, César Franck und anderen spielen.

Am Sonntag, 21. Januar 2024, wird um 18 Uhr in Sankt Jakob ein Konzert „Kantorei & Orgel zur Einweihung der Mehrgenerationenorgel“ gegeben. Werke von César Franck, Gabriel Fauré, Lili Boulanger wird der Pariser Organist Laurent Jochum spielen, die Kantorei tritt auf unter der Leitung von Katharina Götz. „In Kombination mit Chor und solistisch darf unsere Orgel zeigen, was in ihr steckt“, kündigt Kantorin Götz an.


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Bettina Behler 335 Artikel

Bettina Behler, Medieninformation Evangelische Öffentlichkeitsarbeit Frankfurt und Offenbach