„Mehrgenerationen-Orgel“, nennt sich das Projekt, dass die Evangelische Gemeinde Bockenheim derzeit stemmt. Der mittlere Klangbereich des Instruments der Sankt Jakobskirche soll gestärkt werden, um auch romantische und moderne Kompositionen adäquat darstellen zu können. „Mehrgenerationen, das haben wir uns ausgedacht, das passt auch zu uns, wir sind eine quirlige Gemeinde, mit vielen Generationen“. Großeltern, Eltern und Kind umfasse das Instrument zukünftig, erläutert die hauptamtliche Kirchenmusikerin der Gemeinde, Katharina Götz. Vor 40 Jahren hat die Firma Förster & Nicolaus die derzeitige Orgel gebaut und einen Teil aus einer Orgel der Firma Euler aus dem Jahr 1969 wiederverwendet. Im Sommer 2023 werden nun die mehr als 1400 vorhandenen Pfeifen um 491 ergänzt – Familienzuwachs sozusagen.

Aber auch die bisherigen Pfeifen bekommen ein Lifting, werden ausgebaut, gereinigt, repariert und wieder neu aufeinander abgestimmt. Für gut vier Monate im Sommer und Herbst ersetzt der Flügel in der Sankt Jakobskirche die Orgel. Mitte November wird in einem Festgottesdienst die Premiere des sanierten und erweiterten Instruments gefeiert.

Nach langer Prüfung und vielen Orgelbesichtigungen hat sich die Projektgruppe Orgelerweiterung der Bockenheimer Gemeinde für die Firma Jann entschieden, beheimatet in Laberweinting, nicht allzu weit von Regensburg entfernt. Die Orgelbauer haben umfassende Erfahrungen mit solchen Sanierungen.

Ein Dreiklang für die Familie

300.000 Euro sollen Reinigung und Ergänzung kosten. Am ersten Advent 2022 startete offiziell das Projekt „Pfeifen suchen Paten“. Doch davor schon kam Geld rein über Konzerte, Spenden und Aktionen wie den Orgelweinverkauf – ein Niersteiner Riesling oder Blanc de Noir und Rotwein vom Weingut Manz. Nach der Sanierung der Kirche 2005 war klar, auch der Klang soll aufgewertet werden.

Der aktuelle Kassenstand liegt bei 179.000 Euro. „Wir brauchen noch einiges“, sagt Götz. Sie hat sich bei ihrem Vorhaben von den Fundraising-Expert:innen der Landeskirche beraten lassen, die Akquise „das ist schon Arbeit“. Aber es macht auch Freude, wenn die Leute beispielsweise einen Dreiklang sponsern wollen: „für meinen Mann, meinen Sohn und mich“, erzählt die 46-Jährige. Ein anderer Spender habe unter Bezug auf Wagner unbedingt ein „Es“ haben wollen.

Götz setzt auf Einzelpersonen, will aber auch Läden und Unternehmen gewinnen. Ab 25 Euro sind Pfeifen zu haben, für die Voluminösesten fallen 1000 Euro an, aber das sind nicht allzu viele. „Für jeden ist eigentlich was dabei“, sagt Götz, die im November 2019 von der Königsteiner Immanuel-Gemeinde nach Bockenheim wechselte und sich auch in Corona-Zeiten mit Schwung auf das Erweiterungsprojekt einließ.

Während die Ursprungsorgel sehr nüchtern in Holz gefasst ist, gibt es bei der in den Achtzigern ergänzten Förster & Nicolaus-Orgel ein paar Zierleisten. Die aus der Nähe von Stuttgart stammende Kirchenmusikerin schenkt den Äußerlichkeiten keine allzu große Aufmerksamkeit, die Vielfalt gefällt ihr, eine Design-Hülle muss nicht sein. Götz Fokus ist der Klang. Das zukünftige Instrument hat neue Register-Klangfarben wie Oboe, Streicherstimmen, es wird flexibler sein in punkto „Schwebung“. Technische Errungenschaften – wie eine elektronische Setzeranlage und Oktavkoppeln – sollen die Orgel aufwerten, so dass Studierende der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst (HfMDK) das Instrument zu Ausbildungszwecken nutzen können. Maria Spychiger, Professorin für Emprirische Musikpädagogik an der Hochschule hat die Projektkoordination übernommen.

Informationen zu dem Vorhaben und zu dem Spendenbedarf sind zu finden auf der Internetseite orgel.evgemeindebockenheim.de.