Musik vor Ort und in besonderem Licht
Ende Februar erreichte das üblicherweise international gastierende Aris-Quartett noch eine frohe Botschaft aus London, der mit 30.000 Pfund dotierte Borletti-Buitoni Trust Award 2020 wurde dem Streichquartett zugesprochen. Dann war Schluss. Lockdown. Zu den ersten Auftritten der mit vielen Preisen Ausgezeichneten und an der Frankfurter Hochschule für Musik und darstellende Kunst (HfMdK) Ausgebildeten gehörten nach der großen Pause die beiden Konzerte bei „Bach zur Nacht" in der evangelischen Sankt Katharinenkirche Anfang August. „Normalerweise würden sie nie bei uns spielen“, sagt Michael Graf Münster, Intendant der Reihe in der Frankfurter Innenstadtkirche. Die Alte Oper sei eher ihre Bühne.
Mit dem Auftritt der Vier endete der erste Abschnitt von „Bach zur Nacht" - eine Reihe, die Graf Münster im Mai angesichts der Corona-Krise aus der Taufe gehoben hat. Das Konzept sieht vor: Um 19.30 und noch einmal um 21.30 Uhr wird eine halbe Stunde Musik geboten - dazu eine Lichtinstallation. „Die Kirche wird zu einer Schale für den Klang“, so beschreibt Michael Graf Münster die Raumwirkung der Illumination von Parviz Mir-Ali und Andreas Schwarz. 130 Personen bekommen jeweils Gelegenheit, das Programm zu genießen.
Dass die Frankfurter Innenstadtkirche als Ort hochklassiger Musik bekannt sei, habe Ensembles wie das Aris-Quartett motiviert, mitzuwirken. Und die hervorragende Akustik: Beim Auftakt im Mai spielte Christopher Brandt in der Sankt Katharinenkirche Gitarre. „Und sie konnten bis zur letzten Reihe jedes Sechzehntel hören“, berichtet Graf Münster. Auf dem Youtube-Kanal der Gemeinde können Impressionen abgerufen werden. Doch eins betont der Kantor von Sankt Katharinen: „Streamen kann live nicht ersetzen“ – in der Coronakrise werde deutlich, welche Kulturorte die Kirche mit ihren Gotteshäusern biete. Graf Münster definiert Musik in Kirchen als Gelegenheiten für Menschen, sich als Resonanzwesen zu erleben, womöglich mit religiösen Schwingungen.
Die Konzerte dieser Reihe kreisen um Musik Bachs in originaler Form, aber auch als Transkriptionen (Gitarre statt Laute) tauchen seine Werke auf und in Verbindung zu Stücken anderer Komponisten, die sich auf Bach beziehen. Von Vorläufern bis hin zu Jazz und experimenteller Musik reicht das Spektrum der auf 16 Konzerte angewachsenen Reihe. Der zweite Teil beginnt am 29. August 2020 mit einem Jazz-Highlight: Christof Lauer, Saxophon, lange Jahre Solist der NDR Bigband, mit anderen Jazz-Größen wie Albert Mangelsdorff, Heinz Sauer und Michel Godard war er unterwegs, der Hessische Jazzpreis und ein ECHO stehen in seinem Regal, wird an dem Abend in der Sankt Katharinenkirche improvisieren – zusammen mit einem Vokal-Quartett, das Bach-Choräle vorträgt. „Das sind Mitglieder von Concerto Vocale Frankfurt“, dem Solovokalensemble an Sankt Katharinen, berichtet Graf Münster.
Das weitere Programm von „Bach zur Nacht" hier.