Liebe Nino, schreib' bitte noch ein Buch! Mit mindestens 1000 Seiten!
Die Auszeichnung, Stadtschreiberin von Bergen-Enkheim zu sein, ist mit einem Preisgeld von 20.000 Euro und einem einjährigen Wohnrecht im Stadtschreiber:innenhaus verbunden. Dass die Wahl auf Nino Haratischwili gefallen ist, erklärte die Jury so und spart nicht mit Superlativen: „Haratischwili verbindet das Weltgeschehen mit Einzelschicksalen ihrer Figuren und lässt so die Vergangenheit Georgiens lebendig werden, ohne den Bezug zur Gegenwart zu verlieren.“ Ihre Literatur sei so erschreckend aktuell wie die Dramen der alten Griechen.
Nino, wie sie ihre immer zahlreicher werdenden glühenden Fans liebevoll nennen, beschreibt in „Das mangelnde Licht“ das Chaos der 1990er Jahre in Tiflis, einer Stadt zwischen alter Sowjetunion und neuer Anarchie. Es geht auf 823 Seiten um Heroin, kriminelle Brüder und Onkel, Panzer in den Straßen, eiskalte Wohnungen – und die Freundschaft der vier Mädchen Keto, Nene, Dina und Ira, die zusammen erwachsen werden.
Es ist ein raues, zärtliches, mitreißendes, Mut machendes Buch. In meinem Freundeskreis wandert es gerade von Hand zu Hand, Lesende sagen Termine ab („Sorry, ich muss wissen, wie es weitergeht“) und sind verzweifelt, wenn sie die letzte Seite beendet haben. Toll, und was liest man jetzt, wenn man mit dem fantastischsten Buch der letzten Jahrzehnte fertig ist? Zum Beispiel die anderen ebenso epochalen Werke der Stadtschreiberin, die gerade mal 40 Jahre alt ist: „Das achte Leben“ und „Die Katze und der General“. Aber dann? Bleibt nur noch das EFO-Magazin...
Liebe Nino, nutze doch die Zeit in Frankfurt für ein weiteres wunderbares Buch mit mindestens 1000 Seiten!
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