Kunst & Kultur

Kunst im Dialog mit dem Kirchenraum

Drei raumfüllende Großinstallationen werden in diesem Jahr in der frisch sanierten Weißfrauen Diakoniekirche im Frankfurter Bahnhofsviertel gezeigt. Sie fokussieren allesamt auf Naturmaterialien: Stein, Holz und Erde.

Thomas Kober kuratiert die Kunstausstellungen in der Weißfrauen Diakoniekirche. | Foto: Rolf Oeser
Thomas Kober kuratiert die Kunstausstellungen in der Weißfrauen Diakoniekirche. | Foto: Rolf Oeser

Kaum ist die Ausstellung „Petra – Morphologie der Steine“ der Bildhauerin Birgit Cauer abgebaut, wird in der Weißfrauen Diakoniekirche schon die nächste vorbereitet: Ab 5. Mai ist dort ein uralter Zypressenbaum zu sehen, außerdem Bronzeskulpturen des in Paris und Frankfurt lebenden Bildhauers Ernst Stark. Für die Herbstausstellung baut der japanische Künstler Yasuaki Kitagawa ein riesiges Schiff aus Lehm. Der Eintritt ist frei.

Kurator Thomas Kober freut sich, dass die Kirche seit November 2021 auch von innen saniert ist, nachdem die Außenrenovierung in den Jahren davor abgeschlossen wurde. Für die Innensanierung unter der Bauleitung des Evangelischen Regionalverbandes gab es vom Denkmalamt strenge Auflagen hinsichtlich Farbgebung und Beleuchtung: Sie sollten dem Originalzustand der 1955 erbauten Kirche entsprechen.

Auffällig ist zunächst, dass der neue „alte“ weiße Anstrich die Kirche größer erscheinen lässt. Wie in den 1960er Jahren kann jetzt ein dezent grauer Vorhang den Kirchraum zum Foyer hin schließen. Das dient ebenso der Verbesserung der Akustik, wie die neue schallschluckende Akkustikwand im Foyer sowie in die Decke eingearbeitete schallschluckende Elemente. Insgesamt hat die Sanierung 270.000 Euro gekostet.

Die Weißfrauenkirche in Parabelform mit ihren kreisrunden Fenstern und unregelmäßig geformten Bodensteinen wurde nach dem Krieg nach einem Entwurf des Malers und Architekten Werner W. Neumann gebaut. Aus der ursprünglichen, mittelalterlichen Weißfrauenkirche von 1227 hat sich das Bild eines mittelrheinischen Meisters aus dem 15. Jahrhundert erhalten sowie ein restauriertes Engelsrelief von August von Northeim. Zur heutigen Dauerausstellung gehören die „Mönchszelle im Kirchturm“ der Documenta-Künstlerin Andrea Büttner sowie die Leuchtbuchstaben „Mensch“ von Mirek Macke über dem Eingang.

Nach dem Konzept von Diakoniepfarrer Michael Frase und Gerald Hintze als erstem Kurator wird die Weißfrauenkirche seit 2005 als Kunst- und Kulturzentrum genutzt. „Wer hier ausstellt, muss mit dem Kirchraum in Dialog treten“, sagt Kober, der seit 2011 Kurator vor Ort ist. „Das kann auch eine kritische Auseinandersetzung sein, aber ohne einen Bezug geht es nicht. Der Kirchraum macht auch etwas mit der Kunst, die hier ausgestellt wird.“


Autorin

Stephanie von Selchow ist Redakteurin des EFO-Magazins.

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