katharinen+passion 2024: „Seht, welch ein Mensch“
„Ecce homo – seht, welch ein Mensch“: Gefoltert, mit Dornenkrone und Purpurmantel verhöhnt, führt Pilatus Jesus in die Menge hinaus und spricht diesen Satz – so steht es im Johannesevangelium (19,5). „Seht, welch ein Mensch“ – dieser Ausruf steht auch über dem diesjährigen Programm „katharinen+passion“ in der evangelischen Sankt Katharinenkirche, An der Hauptwache. „Geschunden, gedemütigt, ausgebombt, verletzt – in so vielen Orten dieser Welt“ sind die Menschen heute, schreibt der Stadtkirchenpfarrer an Sankt Katharinen Olaf Lewerenz in seiner Einführung. Das Passionsprogramm in der Innenstadtkirche werfe einen Blick „auf den Menschen in Bedrängnis, den Menschen am Kreuz, den Menschen in uns selbst“.
Seelenvögel von Gabriele von Lutzau
In dem Gotteshaus werden in den kommenden Wochen „Seelenvögel“ der Bildhauerin Gabriele von Lutzau gezeigt. Die Künstlerin, 1954 in Wolfsburg geboren, in Michelstadt im Odenwald lebend, arbeitet mit Kettensäge und Flammenwerfer. Einen Teil ihrer Skulpturen hat sie in Bronze gießen lassen. Gezeigt wird in der Katharinenkirche eine Auswahl der 77 rabenähnlichen „Seelenvögel“, die die Künstlerin geschaffen hat. Sie erinnern an die 77 Menschen, die 2011 in Oslo und bei einem Massaker auf der norwegischen Insel Utoya von dem Rechtsextremisten Anders Breivik umgebracht wurden. In der christlichen Symbolik stehen Raben meist für den Tod, Raben sind auf Kreuzigungsszenen zu sehen. In der nordischen Mythologie finden sich Raben, besonders Munin und Hugin, als Begleitvögel von Odin (Wotan). Die Skulpturen sind sehr individuell gestaltet. Ganz unterschiedliche Gefühle prägen auch die Passion Jesu. Am Donnerstag, 15. Februar 2024, 19 Uhr, wird zur Vernissage und Begegnung mit Gabriele von Lutzau in die Sankt Katharinenkirche eingeladen. Zu besichtigen sind die „Seelenvögel“ anschließend während der üblichen Öffnungszeiten der Kirche.
Passionsandachten, mittwochs, 18 Uhr
Bereits tags zuvor, am Aschermittwoch, 14. Februar, beginnt die Reihe der Passionsandachten in Sankt Katharinen. Die Andachten lenken mittwochs um 18 Uhr den Blick auf ganz unterschiedliche Gefühle, die Jesus in seiner Passion erlebt. Wechselnde Liturgen und Liturginnen befassen sich mit Stimmungslagen, die im Lukasevangelium zu Jesu Passion wiedergegeben sind. Um den liebenden Jesus geht es beim Auftakt, auch der wütende Jesus kommt vor, am 21. Februar, der feiernde am 28. Februar. Mit dem leidenden Jesus enden die Andachten am 27. März. Musik aus dem „Wohltemperierten Clavier“ Teil I und II von Johann Sebastian Bach und der „Johannespassion“ von Georg Philipp Telemann spiegeln Jesu Weg vor der Kreuzigung klanglich wider. Studierende der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst (HfMDK) und der Kirchenmusiker an Sankt Katharinen, Klaus Eldert Müller, Cembalo und Orgel, wirken an den Passionsandachten mit.
Telemanns Johannespassion
Am Sonntag, 10. März, 18 Uhr, wird die 1745 entstandene Johannespassion von Georg Philipp Telemann in der Katharinenkirche aufgeführt von Annemarie Pfahler, Sopran, Melinda Paulsen, Alt, Richard Resch, Tenor, Matthias Horn, Bass, der Kantorei Sankt Katharinen und dem Telemann-Ensemble. Die musikalische Leitung liegt bei Klaus Eldert Müller. Die Karten dafür kosten 10 bis 30 Euro, erhältlich sind sie unter www.frankfurtticket.de und an der Abendkasse
Telemann komponierte in seiner Hamburger Zeit 46 liturgische Passionen. Hierfür verwendete er die Passionserzählungen der vier Evangelisten, die jeweils individuell um neu gedichtete Betrachtungen erweitert wurden. Im Rahmen von katharinen+passion 2024 erklingt die Johannespassion „Ein Lämmlein geht und trägt die Schuld“. Am Donnerstag, 29. Februar, 18 Uhr, wird in der Evangelischen Akademie, Römerberg 9, Innenstadt, eine musikalische und theologische Einführung in das Werk angeboten. Mitwirkende sind neben Musiker:innen: Margrit Frölich, Evangelische Akademie Frankfurt, Olaf Lewerenz, Pfarrstelle für Stadtkirchenarbeit an St. Katharinen, Klaus Eldert Müller, Organist und Kantor an St. Katharinen, Professorin Daniela Philippi, Institut für Musikwissenschaft der Goethe-Universität Frankfurt und Vorsitzende der Frankfurter Telemann-Gesellschaft. Die Telemann-Gesellschaft e.V. und das Institut für Musikwissenschaft der Goethe-Universität Frankfurt sind Kooperationspartner dieser Veranstaltung.
Fastenprojekt
„Mit Leib, Geist und Seele – die eigene Körperlichkeit erfahren“ lautet die Überschrift des Fastenprojektes im Rahmen von katharinen+passion vom 8. bis 12. März. Fasten bedeutet Körper, Geist und Seele entschlacken und erneuern. Bruder Bernd (Liebfrauen) und Olaf Lewerenz bieten einen Fastenkurs an. Nach einem Tag Entlastung wird fünf Tage gefastet und dann drei Tage „wieder aufgebaut“. Ein Vortreffen ist für den 28. Februar angesetzt. Während der Fastentage trifft sich die Gruppe jeden Abend um 18 Uhr zu einer Andacht in der Liebfrauenkirche und anschließend zum Austausch über die eigenen Erfahrungen.
Bei Interesse bitte melden bei Bruder Bernd: rektor@liebfrauen.net oder Stadtkirchenpfarrer Olaf Lewerenz: olaf.lewerenz@ek-ffm-of.de.