Geschichten von Menschen auf der Straße
Zweimal war Stefan Weiler mit seinem Programm „Deutsche Winterreise“ auch in Frankfurter Kirchen zu Gast. Er hat sich mit Menschen ohne festen Wohnsitz getroffen, ihre Geschichten gehört und gesammelt. Textfragmente aus diesen Gesprächen hat er dann mit dem Liederzyklus Schuberts Winterreise und mit Gedichten von Wilhelm Müller verwoben.
Herausgekommen ist eine Collage über das Leben in Obdachlosigkeit, ohne Pathos, ohne Klagen und durchaus mit Witz. Hier werden Lebensschicksale lebendig: „Ich sitze vor dem Fallmanager. Er managt wie ich falle“, erzählt einer. Weilers „Winterreise“ erzählt von verlorener Liebe, verletzten Gefühlen, von Geld, Tod, psychischer Krankheit, Arbeitslosigkeit und Armut. Und von einer vergleichsweise reichen Gesellschaft, die sich trotzdem Armut und Ausgrenzung leistet.
Die Textfragmente zeigen, wie schnell man in Obdachlosigkeit geraten kann. Mietrückstände, Arbeitsplatzverlust, Scheidung, Krankheit und in Folge auch Schnaps zerstören die bürgerliche Lebensplanung. Auch Vorurteile über das Leben ohne Dach über dem Kopf werden korrigiert. „Man denkt ja immer, Weihnachten sei das mit der Obdachlosigkeit und Armut besonders schlimm. Das stimmt gar nicht. Schlimm ist es im April, wenn sich kein Mensch und keine Zeitung mehr für dich interessiert. Oder im Juli, wenn jeder denkt, wir hätten es ja jetzt hübsch warum und romantisch – so arbeitslos und lässig im Park. Im Sommer, wenn sich wirklich keiner mehr für dich interessiert, dann ist eigentlich Eiszeit.“
Ein bitter-süßer Einblick in eine fremde Welt, garniert mit sanften Klaviertönen. Die Produktion von „speak low“ wurde von hr2-Kultur ausgezeichnet. Wer einen authentischen Einblick in diese fremde Welt gewinnen will, der darf sich auch mal wieder eine CD kaufen
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