In einfachen Worten: Gottesdienste in Leichter Sprache
„Willkommen“ steht auf einem Stuhl im Büro von Pfarrerin Christiane Esser-Kapp. Fröhlich und bunt sieht er aus und erinnert die Theologin an einen Workshop, den sie mit Menschen mit Behinderung durchgeführt hat. Esser-Kapp ist Pfarrerin an der Beratungsstelle für Inklusion der Propstei Rhein-Main. In Offenbach lädt sie regelmäßig zu einem Freizeittreff ein und hält einmal im Monat einen Gottesdienst in „Leichter Sprache“.
„Barrierefreie Kommunikation ist wichtig für die Inklusion“, sagt sie. „Man darf die Leichte Sprache aber nicht mit einer normalen einfachen Ausdrucksweise verwechseln.“ Vielmehr gebe es dafür ein festes Regelwerk.
Entstanden ist das Konzept der „Leichten Sprache“ in den 1990er Jahren aus Bestrebungen im Netzwerk „People First“. Sie soll auch Menschen mit kognitiven Einschränkungen den Zugang zu Informationen ermöglichen. Immer mehr offizielle Verlautbarungen werden heutzutage in Leichter Sprache verfasst, aber auch Erzählungen und sogar Wörterbücher gibt es bereits.
Damit Texte besser verständlich sind, werden einfache Wörter benutzt und Zahlen nicht ausgeschrieben, sondern Ziffern benutzt. Die Sätze sind nicht verschachtelt, sondern machen eine klare Aussage, außerdem sind sie kurz und einprägsam. Nicht nur Fremdwörter werden vermieden, sondern auch mehrdeutige Begriffe und Redewendungen. Bei gedruckten Texten ist wichtig, dass Schrift und Zeilenabstände groß genug sind.
Auch das gesprochene Wort ist besser zu verstehen, wenn es in Leichter Sprache verfasst ist. Deswegen bereitet Esser-Kapp ihre Predigt immer gut vor und bespricht sie mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus ihrem Freizeittreff. Ihr ist wichtig, dass die Betroffenen selbst entscheiden, wie sie es haben wollen. Zum Beispiel beschloss die Gruppe, dass im Gottesdienst das Vaterunser nicht in Leichter Sprache gebetet wird. „Es soll so bleiben, wie es ist“, waren alle sich einig.
Von Leichter Sprache profitieren auch Menschen, für die Deutsch nicht die Muttersprache ist. Nach einem ihrer Gottesdienste sei einmal eine alte Dame zu ihr gekommen, eine Chilenin, die nur gebrochen Deutsch spricht, erzählt Esser-Kapp. Sie habe gesagt: „Ich verstehe dich. Ich kann dir gut zuhören.“
Genau das sei wichtig. Denn nur, wenn Menschen etwas gut verstehen, können sie auch über den Inhalt nachdenken, mitentscheiden, mitgestalten.
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