Die Orgel des Monats Januar: Wegmann-Orgel in Frankfurt-Nieder-Erlenbach
Die Orgel der evangelischen Kirche in Nieder-Erlenbach ist die einzige aus dem 18. Jahrhundert stammende und heute noch genutzte Orgel im Frankfurter Stadtgebiet, erbaut in der Wegmännischen Werkstatt Frankfurt von Johann Benedikt Ernst Wegmann und Johann Friedrich Meynecke. Andere in der Stadt vorhandene Orgeln aus diesem Hause kamen abhanden, das Instrument der evangelischen Sankt Peterskirche etwa wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört und danach nicht wieder aufgebaut.
In Nieder-Erlenbach gab es an dem Wegmann-Instrument in den fünfziger Jahren einige Sanierungsbemühungen – nicht zur Zufriedenheit der Gemeinde. Da aber immer noch große Teile des ursprünglichen Instruments von 1781 vorhanden waren – Gehäuse, Windladen, Teile des Pfeifenwerks – und eine Einheitlichkeit des Instruments nur durch stilgerechte Ergänzung der fehlenden Teile zu erreichen war, entschloss sich der Kirchenvorstand schließlich auf Anraten des Orgelbausachverständigen der Evangelischen Kirche Hessen und Nassau, Hans Martin Balz, die einmanualige Originalfassung wiederherstellen zu lassen. Nur bei dieser schien ein optimales technisches und klangliches Ergebnis 200 Jahre nach der Konstruktion wieder gewährleistet werden zu können. Übernommen wurde Anfang der achtziger Jahre die Sanierung von der Firma Gebrüder Oberlinger in Windesheim, die bereits über Erfahrungen mit Wegmann-Orgeln verfügte. Für die Finanzierung sprang der Denkmalschutz der Stadt Frankfurt ein.
Der Experte Hans Martin Balz musste sich bei seinen Vorgaben an einigen Stellen auf Vermutungen stützen. Der später im Hessischen Staatsarchiv in Darmstadt gefundene original Werkvertrag belegte dann aber, dass der EKHN-Orgelsachverständige den ursprünglichen Planungen äußerst nahekam. „Es stellte sich heraus, dass die Beratung des Herrn Dr. Balz so hervorragend war, dass unsere überarbeitete und im Laufe der Jahre mehrmals umgebaute und erweiterte Orgel jetzt wieder genau dem Original entspricht! Jetzt kann die Wegmann-Orgel ihre Hörer wieder so erfreuen, wie sie das schon lange getan hat“ – so die Nieder-Erlenbacher Gemeinde. 2009 – da lag diese umfassende Sanierung auch schon wieder mehr als 25 Jahre zurück, wurden im Rahmen von allgemeinen Sanierungsarbeiten in der Kirche die Orgelpfeifen ausgebaut und das Instrument insgesamt noch einmal umfassend gereinigt.
Pfarrerin Petra Lehwalder gefällt, dass mit einem Manual eine ganze Bandbreite ermöglicht wird: Vom leisen, zarten bis hin zum bombastischen Ton. Kinder und Konfirmandinnen und Konfirmanden bestaunten das prächtige, goldschimmernde Instrument der Kirche im Herzen Nieder-Erlenbachs, ebenso wie Gottesdienst- und Konzertbesucher*innen. Sie selber schätzt das breite Spektrum der Töne und sagt: „In dem Moment, wo die Orgel erklingt, beginnt für mich der Gottesdienst.“
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