Kunst & Kultur

Die Orgel des Monats Januar: Wegmann-Orgel in Frankfurt-Nieder-Erlenbach

2021 ist die Orgel das Instrument des Jahres. Der für Rhein-Main Ost zuständige Propsteikantor Stefan Küchler stellt in diesem Rahmen jeden Monat eine andere Orgel vor. Die Wegmann-Orgel in Frankfurt-Nieder-Erlenbach ist die Orgel des Monats Januar 2021.

Von historischem Wert und nicht nur musikalischem Glanz: Die Orgel in Nieder-Erlenbach I Foto: Rui Camilo
Von historischem Wert und nicht nur musikalischem Glanz: Die Orgel in Nieder-Erlenbach I Foto: Rui Camilo

Die Orgel der evangelischen Kirche in Nieder-Erlenbach ist die einzige aus dem 18. Jahrhundert stammende und heute noch genutzte Orgel im Frankfurter Stadtgebiet, erbaut in der Wegmännischen Werkstatt Frankfurt von Johann Benedikt Ernst Wegmann und Johann Friedrich Meynecke. Andere in der Stadt vorhandene Orgeln aus diesem Hause kamen abhanden, das Instrument der evangelischen Sankt Peterskirche etwa wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört und danach nicht wieder aufgebaut.

In Nieder-Erlenbach gab es an dem Wegmann-Instrument in den fünfziger Jahren einige Sanierungsbemühungen – nicht zur Zufriedenheit der Gemeinde. Da aber immer noch große Teile des ursprünglichen Instruments von 1781 vorhanden waren – Gehäuse, Windladen, Teile des Pfeifenwerks – und eine Einheitlichkeit des Instruments nur durch stilgerechte Ergänzung der fehlenden Teile zu erreichen war, entschloss sich der Kirchenvorstand schließlich auf Anraten des Orgelbausachverständigen der Evangelischen Kirche Hessen und Nassau, Hans Martin Balz, die einmanualige Originalfassung wiederherstellen zu lassen. Nur bei dieser schien ein optimales technisches und klangliches Ergebnis 200 Jahre nach der Konstruktion wieder gewährleistet werden zu können. Übernommen wurde Anfang der achtziger Jahre die Sanierung von der Firma Gebrüder Oberlinger in Windesheim, die bereits über Erfahrungen mit Wegmann-Orgeln verfügte. Für die Finanzierung sprang der Denkmalschutz der Stadt Frankfurt ein.

Der Experte Hans Martin Balz musste sich bei seinen Vorgaben an einigen Stellen auf Vermutungen stützen. Der später im Hessischen Staatsarchiv in Darmstadt gefundene original Werkvertrag belegte dann aber, dass der EKHN-Orgelsachverständige den ursprünglichen Planungen äußerst nahekam. „Es stellte sich heraus, dass die Beratung des Herrn Dr. Balz so hervorragend war, dass unsere überarbeitete und im Laufe der Jahre mehrmals umgebaute und erweiterte Orgel jetzt wieder genau dem Original entspricht! Jetzt kann die Wegmann-Orgel ihre Hörer wieder so erfreuen, wie sie das schon lange getan hat“ – so die Nieder-Erlenbacher Gemeinde. 2009 – da lag diese umfassende Sanierung auch schon wieder mehr als 25 Jahre zurück, wurden im Rahmen von allgemeinen Sanierungsarbeiten in der Kirche die Orgelpfeifen ausgebaut und das Instrument insgesamt noch einmal umfassend gereinigt.

Pfarrerin Petra Lehwalder gefällt, dass mit einem Manual eine ganze Bandbreite ermöglicht wird: Vom leisen, zarten bis hin zum bombastischen Ton. Kinder und Konfirmandinnen und Konfirmanden bestaunten das prächtige, goldschimmernde Instrument der Kirche im Herzen Nieder-Erlenbachs, ebenso wie Gottesdienst- und Konzertbesucher*innen. Sie selber schätzt das breite Spektrum der Töne und sagt: „In dem Moment, wo die Orgel erklingt, beginnt für mich der Gottesdienst.“


Schlagwörter

Autorin

Bettina Behler 342 Artikel

Bettina Behler, Medieninformation Evangelische Öffentlichkeitsarbeit Frankfurt und Offenbach

0 Kommentare

Zu diesem Artikel wurden noch keine Kommentare verfasst. Schreiben Sie doch den ersten.

Artikel kommentieren

Wir freuen uns, wenn unsere Beiträge zu Diskussion und Austausch beitragen. Dabei bitten wir, auf angemessene Umgangsformen zu achten und die Meinung anderer zu respektieren. Bei Verstößen gegen unsere Netiquette-Regeln behalten wir uns vor, Kommentare nicht zu veröffentlichen.

Mit * markierte Felder sind Pflichtfelder.

Errechnen Sie die Summe der dargestellten Zahlen
Captcha =