Kunst & Kultur

Die Orgel des Monats im Juli: Klang voller Flöten und Geigen in Nieder-Eschbach

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Das historische Bechstein-Instrument erfreut nach wiederholten Restaurierungen im Frankfurter Norden mit einem spätromantischen Klangbild.

Die Orgel des Monats Juli steht in Nieder-Eschbach  Foto: Rolf Oeser
Die Orgel des Monats Juli steht in Nieder-Eschbach Foto: Rolf Oeser

In diesem Jahr wird bundesweit das „Jahr der Orgel“ begangen. Für das Evangelische Stadtdekanat Frankfurt und Offenbach ein Anlass, zwölf der hiesigen Instrumente als „Orgel des Monats“ vorzustellen. In diesem Monat wird das Instrument der evangelischen Kirche in Nieder-Eschbach gewürdigt.

Im Norden Frankfurts, lange Zeit gewissermaßen „vor den Toren der Stadt“, liegt Nieder-Eschbach. Die dortige 1617/1618 als schlichter barocker Saalbau erbaute Kirche verfügte bereits im 18. Jahrhundert über eine Orgel, von der jedoch keine weiteren Informationen erhalten sind.

Im Jahr 1892 erbaute Heinrich Bechstein das noch heute erhaltene Instrument mit zwei Manualen und Pedal. Bechstein, 1841 in Rotenburg an der Fulda geboren, war Sohn eines dort ansässigen Orgelbauers. Da der Vater früh starb, erlernte Heinrich bei dessen Nachfolger Valentin Möller das Orgelbauhandwerk und war anschließend bei der noch heute existierenden Orgelbauwerkstatt Förster in Lich beschäftigt.1872 machte sich Bechstein in Groß-Umstadt selbständig und arbeitete dort 40 Jahre lang bis zu seinem Tod. In dieser Zeit schuf er für Kirchen im Großherzogtum Hessen-Darmstadt zahlreiche ein- und zweimanualige Orgeln vor allem im Odenwald, in Rheinhessen und im Taunus.

Die Orgel in Nieder-Eschbach ist ein ganz typisches Beispiel für Bechsteins Schaffen. Kennzeichen seiner Werke waren eine dem damaligen Zeitgeschmack entsprechende Klanggebung mit einer im Verhältnis zur Gesamtregisterzahl hohen Anzahl an grundtönigen Registern. Besonders gern verwendete er charakteristische Flöten- und Streicherstimmen in seinen Instrumenten. So finden sich als Registerbezeichnungen Rohrflöte, Hohlflöte, Flöte travers, Salicional, Geigen Prinzipal, Violoncello und Gambe.

Möglich wurde dies durch die Verwendung der mechanischen Kegellade als Tonsteuerungssystem. Dieses hat den Vorteil, dass der Unterschied im Windverbrauch zwischen großen und kleinen Pfeifen recht gering ist. Große Pfeifen rauben kleineren kaum Wind, außerdem gibt es bei diesem System auch kaum Schwierigkeiten bei der Windversorgung vieler gleichzeitig erklingender großer und tiefer Pfeifen.

Die Disposition der Nieder-Eschbacher Orgel spiegelt dies deutlich wider: von Insgesamt 16 Registern erklingen zehn im Bereich von 8´ und 16´ Fuß; lediglich zwei höhere Klangfarben, Octave 2´ und Flageolet 2´, sind vorhanden – und letzteres Register wurde erst 1972 durch Umbau aus einem weiteren 8´-Register gewonnen.

Insgesamt ist es erstaunlich, dass das Instrument mit dem Großteil seiner historischen Substanz erhalten geblieben ist. Neben der erwähnten Umgestaltung eines Registers ist lediglich der Prinzipal 8´ verlorengegangen. 1917 mussten fast überall die Prospektpfeifen als „Kriegsopfer“ abgegeben werden; sie wurden später ersetzt.

Nach mehreren Reparaturen wurde die Orgel durch die Firma Werner Bosch umfassend restauriert und erfreut die Zuhörer und Zuhörerinnen mit einem interessanten Klangbild der Spätromantik – voller „Flöten und Geigen“.


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