Gott & Glauben

Weihnachten ist ein Geschenk des Christentums an die Menschheit

Viele Religionen stellen sich Gott als höhere Macht vor, die die Menschen beurteilt, straft oder belohnt. Aber was, wenn es ganz anders ist und Gottes Liebe gerade deshalb wirkt, weil sie bedingungslos für alle gilt?

Foto: Guilherme Stecanella/Unsplash.com
Foto: Guilherme Stecanella/Unsplash.com

Weihnachten wird auch das „Fest der Liebe“ genannt, aber warum eigentlich? Die Geburt Jesu, die an Weihnachten gefeiert wird, ist für Christinnen und Christen der Beweis dafür, dass Gott – anders als viele denken – die Menschen bedingungslos liebt. Egal was sie tun, egal wie böse und schwach sie sind, egal wie falsch sie handeln. Und mehr noch: Gott liebt nicht nur die Angehörigen einer bestimmten Religion oder eines bestimmten Volkes, sondern das Prinzip Liebe gilt universal.

Der Weg zu einer Welt, die von allgemeiner Liebe geprägt ist, führt dabei nicht über ein reinigendes Ausmerzen der Bösen, sondern über eine Art einseitige Charme-Offensive: Gott gibt seinen einzigen Sohn in die Welt. Jesus wird geboren von einer Frau, begegnet den Menschen also auf Augenhöhe und nicht „von oben herab“.

Der Name Jesus bedeutet „Gott rettet”. Jesus ist Mensch und Gott gleichzeitig, er verkörpert die Liebe Gottes auf der Welt. Jesus lebt diese Liebe vorbildhaft und gewinnt andere Menschen für das Reich Gottes.

Weihnachten markiert aus christlicher Sicht die Zeitenwende: Wir können nun darauf vertrauen, dass die Welt eines Tages komplett vom Kopf auf die Füße gestellt sein wird. Dass eine Zeit kommt, in der unter uns weder Stärke noch Leistung oder Herkunft die Machtverhältnisse bestimmen, sondern alle Menschen jenseits von allen Hierarchien respektvoll und wohlwollend miteinander umgehen. Das ist der christliche Menschheitstraum, und entsprechend wird Weihnachten als ein Fest der Liebe begangen: mit Geschenken und Besuchen, mit Essen und Wohltätigkeit.

Vielleicht ist es ganz gut, dass sich das Fest heutzutage weithin von seiner christlichen Herkunft losgelöst und verselbstständigt hat. Denn Weihnachten ist ein Geschenk des Christentums an die Menschheit, ein Selbstläufer. Zumal die Utopie der Liebe ja nicht nur von Christinnen und Christen geteilt wird.

Das Streben nach Harmonie und Liebe mag an Weihnachten vielleicht nicht immer gelingen, und in der Praxis bleibt vieles im Symbolischen und im Ansatz stecken. Aber an Weihnachten werden Liebe und Frieden unter den Menschen geübt und lebendig gehalten.

Als Fest der Liebe wird Weihnachten weltweit gefeiert – längst auch außerhalb der Kirchen.


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Wilfried Steller 51 Artikel

Wilfried Steller ist Theologischer Redakteur von "Evangelisches Frankfurt und Offenbach" und Pfarrer in Frankfurt-Fechenheim.

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