Gott & Glauben

Warum es plausibel ist, an Gott zu glauben

Man kann die Existenz Gottes nicht beweisen, man kann sie auch nicht widerlegen. Aber kann man Argumente finden, warum es zumindest plausibel ist, von der Existenz einer übernatürlichen Entität auszugehen, die man „Gott“ nennen kann? Der Philosoph Jörg Phil Friedrich meint: Ja!

Jörg Phil Friedrich: Der plausible Gott. Verlag Karl Alber, Freiburg/München 2019, 208 Seiten, 29 Euro.
Jörg Phil Friedrich: Der plausible Gott. Verlag Karl Alber, Freiburg/München 2019, 208 Seiten, 29 Euro.

Jörg Phil Friedrich glaubt selbst nicht an Gott. Er ist in einer atheistischen Umgebung aufgewachsen, hat sich aber als Philosoph logisch-argumentativ mit der Frage beschäftigt, ob an dem, was Religionen über Gott sagen, etwas wahr sein könnte. Und anders als der atheistische Mainstream ist er zu der Auffassung gekommen, dass es nicht nur möglich ist, sondern sogar plausibel.

Es geht ihm also nicht um die Ebene des Glaubens, sondern um Logik und eine vernünftige Annäherung an die Welt. Der Frage, ob es plausibel ist, von einer Existenz Gottes auszugehen, nähert sich das Buch in vier durchargumentierten Abschnitten:

Im ersten Abschnitt geht es um die Frage, was genau „Existenz“ eigentlich ist, im zweiten (längsten) geht um die Beziehung zwischen Menschen und Gott, im dritten um Gott als Schöpfer der Welt und im (kurzen) vierten Abschnitt um die Frage, was Gott nicht ist. Oder besser: Was man über Gott nicht aus rationalen, vernünftigen Gründen sagen kann.

Die Argumentationsketten lesen sich teilweise wie logische Knobelaufgaben. Wenn, dann und so weiter. Damit es nicht allzu theoretisch-abstrakt wird, werden die Gedankengänge in Form von Alltagsproblemen und Dialogen zwischen den imaginären Personen Alice und Bob anschaulich gemacht.

Im ersten Abschnitt – was genau es eigentlich bedeutet, wenn wir sagen, dass etwas „existiert“ – geht es dem Autor noch gar nicht um Gott, der Teil ist sozusagen zum Aufwärmen. In Abschnitt zwei vertritt Friedrich die Auffassung, dass es im menschlichen Geist selbst Hinweise für die Plausibilität Gottes gebe, zum Beispiel das moralische Gewissen. Allerdings kann man fragen, ob solche „Resonanzen“ tatsächlich als Hinweise auf eine Existenz Gottes interpretiert werden müssen, oder ob sie nicht auch kulturimmanent zu erklären sind.

Abschnitt drei kann man als den Höhepunkt des Buches verstehen, denn hier geht es um die Plausibilität eines Schöpfergottes: Ist die Welt aus sich heraus und rein zufällig entstanden oder gibt es eine schöpferische Quelle, die man „Gott“ nennen kann? Friedrich kommt hier, anders als der gängige Atheismus, zu einem „Ja“ als Antwort.

Der vierte Abschnitt beschreibt schließlich in Kürze, was ein plausibler Gott nicht kann, zum Beispiel Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod begründen, oder Hoffnung auf Vergebung der Sünden. Hier ist dann auch der größte Abstand zwischen Friedrichs Argumenten und einer Glaubenswahrheit. Denn, mal ehrlich: Wozu braucht man Gott dann?

Das Buch ist eine interessante Lektüre für alle, die von den üblichen „religionskritischen“ Argumenten, die sich meist nicht besonders viel Mühe geben, theologisches Denken überhaupt zu verstehen, gelangweilt sind. Für gläubige Menschen kann das Buch eine Bestätigung sein, wenn sie sehen, dass Gottesglaube auch mit logischen Schlussfolgerungen nicht einfach als dumm und zurückgeblieben abgetan werden kann.

Das wird sie allerdings vermutlich nicht in ihrem Glauben bestärken – auch Jörg Friedrich lässt sich von seinen eigenen Argumenten nämlich nicht beeindrucken und glaubt persönlich weiterhin nicht an Gott.


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Dr. Antje Schrupp ist Chefredakteurin des EFO-Magazins. Die Journalistin und Politikwissenschaftlerin bloggt auch unter www.antjeschrupp.com Mastodon: @antjeschrupp@kirche.social

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