Gott & Glauben

„Merken, was im Geist vorgeht“

Pfarrerin Claudia Vetter-Jung hat sich in einer Studienzeit intensiv mit der Praxis der Meditation beschäftigt – und kann es nur empfehlen.

Claudia Vetter-Jung ist Pfarrerin in der Paul-Gerhardt-Gemeinde in Frankfurt-Niederrad. | Foto: Rui Camilo
Claudia Vetter-Jung ist Pfarrerin in der Paul-Gerhardt-Gemeinde in Frankfurt-Niederrad. | Foto: Rui Camilo

Frau Vetter-Jung: Wie kann man am Besten mit Meditieren anfangen?

Man muss sich entscheiden, mit einer gewissen Regelmäßigkeit zu üben. Ich würde dazu raten, sich eine Gruppe zu suchen.

Warum ist es in der Gruppe leichter?

Wenn alle versuchen, sich zu fokussieren, fällt es einem selbst auch leichter und der Alltag lenkt nicht ab. Eine gute Leiterin oder Leiter weiß außerdem, wie es geht und kann Erfahrungen weitergeben.

Wie geht es denn?

Am Anfang ist es am Einfachsten, sich erstmal auf den Körper zu fokussieren – auf einzelne Körperteile oder auf den Atem. Einatmen, Ausatmen. Die Gedanken kommen und gehen lassen. Nichts unterdrücken, aber auch in nichts schwelgen. Immer wieder zum Atem zurückkehren. Das Entscheidende ist zu merken, was da in meinem Geist vorgeht, ja manchmal auch gefangen hält, und sich dann wieder neu auszurichten.

Wie wichtig ist es, beim Meditieren heiter zu bleiben?

Es ist wichtig, sich von Misserfolgen nicht vom Üben abhalten zu lassen. Wesentlich zur Meditation gehört die Absichtslosigkeit – wir sind so darauf trainiert, etwas erreichen zu wollen. Heiterkeit ist die Schwester der Gelassenheit, es ist wichtig, sich zu konzentrieren, aber dabei nicht verbiestert zu werden.

Was geschieht, wenn man regelmäßig meditiert?

Der Geist lernt das zu tun, was man von ihm will.

Sind innere Widerstände zu erwarten?

Es kann sein, dass man sich zunächst der eigenen Unruhe noch stärker bewusst wird und vielleicht sogar noch unkonzentrierter wird als ohnehin schon. Aber wenn man einfach regelmäßig weitermacht, tritt auf die Dauer Ruhe und Entspannung ein.

Kann man durch Meditation näher zu Gott finden?

Das ist für mich keine Alternative. Ich vergleiche das immer mit einem Brunnen: Wenn das Wasser zur Ruhe kommt, kann man sich selbst sehen und bis auf den Grund. Wenn man sich selbst ganz klar sieht, begegnet man auch seinem Schöpfer. Zumindest in der christlichen Vorstellung. Weiter gefasst kann man sagen, man begegnet in seinem Inneren seinem Seinsgrund.


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Autorin

Stephanie von Selchow ist Redakteurin des EFO-Magazins.

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