Andachten auf Instgram: Leib Christi? What the fAk?
Glauben im Netz, Kirche online, Gottesdienste als Videokonferenz: Die Coronakrise hat die Botschaft vom großen weiten Internet auch noch in die letzte analoge Gemeinde getragen. Es gibt jetzt unzählige kirchliche Angebote vom Livestream bis zum Glockengebet. Doch am besten vernetzt scheinen immer noch Freikirchen aus dem eher konservativen Sektor – die so genannten „Christfluencer*innen“, Influencer*innen, die für Gott werben statt für Bluetooth-Boxen oder Lippenstift, die sich fröhlich plaudernd auf Youtube gegen den Sex vor der Ehe wenden und für die Führungsrolle des Mannes in einer Beziehung eintreten.
Längst haben natürlich auch linke und liberale Youtuber*innen und Podcaster*innen ihren Platz gefunden, doch es bestanden lange Zeit Lücken. Wo blieb zum Beispiel die feministische Theologie? Was war mit Netzfeminismus, Body-Positivity oder dem Gender-Gap aus christlicher Perspektive?
„Es gibt so einiges worüber wir reden sollten“: Zu dieser gemeinsamen Ansicht kamen mehrere Feministinenn mit christlichem Hintergrund, die schon länger auf Instagram aktiv waren. Es sind @begeistertehannah, @diepaulanowak, @anna.sucht.meer, @charlie_glaubt???, @lisa_quarch, @ ja.und.amen und einige mehr. Die meisten sind Pfarrerinnen und Religionslehrerinnen, alle eint ein tiefes Interesse an der feministischen Theologie. Im März wurde aus der Idee [fAk] – das feministischen Andachtskollektiv.
Während so mancher bei dem Wort Andacht an Stuhlkreise und Bienenwachskerzen denken mag, wogegen natürlich rein gar nichts einzuwenden ist, sind die Andachten des fAk klassische Instagram-Storys – sie bestehen aus Musik und wechselnden Texttafeln, sie dauern meist nur wenige Minuten und bieten zusammen mit einem kurzen Text einen wöchentlichen Impuls.
Die Andacht läuft jeden Sonntag unter dem Account jeweils bei einer anderen beteiligten Frau. Diese Frau übernimmt auch die Redaktionsarbeit der Videos. Vieles entsteht auch gemeinsam, zum Sonntag Jubilate haben die beteiligten Frauen etwa Jubel-Fotos von sich gezeigt.
Es geht um Verzeihen und Vergeben („Love your Haters“), um das Abendmajl („Leib Christi? What the fAk?“), um den Christopher-Street-Day, die gute Hirtin und das Chillen am Sonntag („Wir alle lieben das fAk und sind froh diesen Raum mit unseren Gedanken und Kreativität füllen zu dürfen. Aber wir alle tanzen auf vielen Festen. Und manchmal ist auch Hängemattenzeit“). Autorin Lena (@metablabla) schreibt in ihrer Selbstdarstellung: „Es enttäuscht mich, dass Kirchen noch immer mit vielen rückständigen Strukturen und Positionen assoziiert werden. Denn ich glaube, dass unsere christlich-biblische Botschaft vom Umsturz der Verhältnisse und der Befreiung der Unterdrückten handelt. Diese Botschaft hat die Welt dringend nötig!“
Das fAk ist ganz bewusst politisch, den Andachten fehlt jeder betuliche Hauch, der viele christliche Instagram-Accounts durchweht. Kollektiv-Mitglied Maike Schöfer erklärt es dem theologischen Internetmagazin Die Eule so: „Wir wollen an Überzeugungen und Entwicklungen in der Kirche rütteln, die uns schwer im Magen liegen. Als ökumenisches Projekt geht es uns etwa um die Priester*innenweihe, die Ehe für alle, einen offenen Umgang mit Sexualität. Wir sprechen geschlechterinklusiv und wollen nicht einfach männlich geprägte Gottesbilder reproduzieren, sondern stellen bewusst auch nicht-männliche Interpretationen vor, damit sich viele Menschen in unseren Texten und Gebeten wiederfinden. Es geht uns um eine politische Haltung.“
Interview mit dem Magazin "Die Eule"
Auftakt-Story (vom März), bei der man die einzelnen Akteurinnen auch kennenlernen kann
Die verschiedenen Andachten findet man in den Storys der Beteiligten
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