Gottesdienst zu Corona-Zeiten: Mit Telefon und Gesangbuch
Wie auch in der Kirchenbank, so warten wir nun am Wohnzimmertisch auf den Beginn. Gelegentlich hört man einzelne Sätze. Das mit dem Stummschalten des Mikrofons hat sich noch nicht überall herumgesprochen. Da ist dann auch laut und deutlich vernehmbar: „Die sollen doch endlich anfangen.“ Der Telefonkonferenzknigge ist noch ausbaufähig.
Überhaupt merkt man, dass der Umgang mit der Technik noch nicht recht eingeübt ist. Der Pfarrer kommt am Anfang recht hallig herüber, andere Teilnehmerinnen haben das Gefühl, sie wären während der Übertragung herausgeflogen. Es sollte sich herausstellen, dass dem nicht so war. Wieder andere bemerken nicht, dass ihr Mikrofon offen ist und sie deshalb schrille Rückkopplungen produzieren.
Thorsten Peters lädt zu einem Gottesdienst mit verkürzter Liturgie ein. Vater Unser und Glaubensbekenntnis spricht die Gemeinde gemeinsam, jedenfalls zur gleichen Zeit, aber keineswegs gleichzeitig. Eine Babylonische Sprachverwirrung ist die Folge. Und doch hat auf diese Art und Weise jede und jeder Zeit und Raum für sich und in Gemeinschaft zu beten.
Das Bild von der Gemeinschaft greift Peters in seiner Predigt auf. Es sei das Urbild des Christentums, dass man gemeinsam am Tisch sitze. Nun heute sitze man, jeder und jede für sich zuhause am Telefon oder Computer. Die Umstände in der Krisenzeit macht das erforderlich.
Die Gethsemanegemeinde will so weiter Gottesdienst feiern und damit auch den Wert der Verkündigung betonen. Bewusst hat man das Medium Telefon gewählt, um so auch Menschen zu erreichen, die über kein W-Lan verfügen. Das in diesen Tagen so wichtige Erleben von Gemeinschaft soll möglichst niedrigschwellig angeboten werden, zumindest medial. Vielleicht findet die Gemeinde auch noch einen Weg, die für den Nutzer anfallenden sehr niedrigen Telefongebühren entfallen zu lassen.
Zum nächsten Gottesdienst am Karfreitag wird man schon etwas eingeübter sein.
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