Verschiedene Religionen, aber nur ein Gott – wie passt das zusammen?
Ist der christliche Gott derselbe wie der islamische? Dumme Frage eigentlich, denn wenn es nur einen Gott gibt (wovon beide Religionen fest überzeugt sind), dann muss es ja derselbe sein.
Die „Einheit und Einzigartigkeit Gottes“,
also die universale Gültigkeit und den Absolutheitsanspruch des monotheistischen
Glaubensbekenntnisses, hob denn auch Ertugrul Sahin, Theologe vom Zentrum für
Islamische Studien an der Goethe-Universität, gleich zu Anfang hervor. Im
Interreligiösen Dialogzelt, das vom 21. bis 24. Juni an der Bockenheimer Warte Programm
rund um religiöse Fragen macht, diskutierte er mit Tobias Specker, Professor an
der katholischen Hochschule Sankt Georgen darüber, wie Angehörige unterschiedlicher
Religionen miteinander über Gott sprechen können.
Die Aussage „Wir glauben nicht an denselben Gott“ ist jedenfalls unter Monotheist_innen nur eine etwas freundlichere Formulierung von „Du glaubst überhaupt nicht an Gott“, denn es kann eben nur einen geben. Aber wie passt das zusammen, dass zum Beispiel Christen, Jüdinnen, Muslime alle an denselben Gott glauben, aber dennoch ganz unterschiedliche und teilweise gegensätzliche Dinge über Gott sagen? Und wie können sie gleichzeitig von ihrer eigenen Sicht auf Gott überzeugt sein und dennoch offen für die Ansichten der anderen?
Überraschenderweise nicht, in dem sie sich auf die Suche nach möglichst vielen Gemeinsamkeiten machen, so die klare These von Tobias Specker. „Wenn die anderen dasselbe glauben wie ich, brauche ich mit ihnen ja keinen Dialog führen, das verspricht ja keine Erkenntnis“, so der Theologieprofessor. Außerdem gebe es auch innerhalb einer Religion große Unterschiede, und es gebe auch viele Christen, deren Gottesbild völlig anders sei als seines.
Specker schlug drei Kriterien vor, die erfüllt sein müssen, damit man trotz aller Unterschiede sagen könne, dass man an denselben Gott glaubt: Die Beteiligten müssen unterscheiden zwischen ihrem eigenen Gottesverständnis und Gott selbst – denn wer glaubt, schon alles über Gott zu wissen, hat kein Interesse an anderen Sichtweisen. Zweitens müssen sie anerkennen, dass die jeweils anderen ebenfalls gläubig sind, trotz ihrer anderen Ansichten über Gott. Und drittens müssen alle sich gegenseitig Religionsfreiheit zugestehen, also die Freiheit, ihren jeweiligen Glauben öffentlich zu leben.
Ertugrul Sahin wiederum betonte, wie wichtig es ist, Gott jeweils in einen bestimmten Kontext zu stellen. „Ich weiß nicht, ob wir an denselben Gott glauben, weil wir in verschiedenen Situationen unterschiedlich davon sprechen.“ So kenne man im Islam 99 Attribute Gottes – zum Beispiel ist Gott sowohl barmherzig als auch zornig und strafend, und ob man sich in einer bestimmten Lage an den barmherzigen oder den zornigen Gott wendet, kann einen großen Unterschied machen.
Jedenfalls ist Gott immer viel größer und unfassbarer als
das, was Menschen über Gott erkennen und aussagen können. Den eigenen Horizont
im Austausch mit anderen zu erweitern, kann daher nie verkehrt sein.
2 Kommentare
Nach langem Nachdenken über meinen Glauben bin ich der Meinung, dass Gott alles in allem ist und unser Friede sein möchte. Frohe Pfingsten wünsche ich allen Menschen guten Willens!
Der christliche Glaube verändert Menschen in positiver Weise, indem die Denkweise in Richtung Selbstwert und Nächstenliebe gelenkt wird (Römer 12 Vers 2). Es gelingt und macht Freude zu geben in vielfältiger Hinsicht und dies als Gewinn zu erleben. Daraus entsteht oft die für Beziehungen so wichtige Konfliktfähigkeit. Das eigene Glaubensangebot wird zum Büffet für die Mitmenschen, die uns im Leben begleiten, ohne dass Gefühl zu vermitteln, davon kosten zu müssen.