Wie Corona in diesem Jahr die Konfirmation durcheinander bringt
In der Corona-Krise stehen neben den Alten und Kranken die kleinen Kinder, die betreut werden müssen, im Fokus. Aber auch für Teenager ist die Krise ein Rückschritt. Vieles bleibt für sie offen, sie müssen zuhause bei ihren Eltern bleiben, können sich kaum mit Freunden treffen, sehen ihre Schulkameradinnen nicht. „Das ist aber genau das, was in ihrer Entwicklung jetzt dran ist“, sagt Pfarrerin Ute Pietsch von der Mariengemeinde in Frankfurt-Seckbach.
Pfarrerin Henriette Crüwell von der Friedenskirchengemeinde in Offenbach hat beherzt Konsequenzen gezogen. Auf Wunsch ihrer Konfirmanden und Konfirmandinnen hat sie den Konfirmationsunterricht bereits im April wieder aufgenommen. Sie trifft sich mit ihnen im großen Gemeindesaal. Es sind allerdings auch nur vier. „Das kommt ja sonst nie vor, aber sie haben tatsächlich die Nase voll vom Bildschirm“, erzählt sie. Auch die Konfirmation wollte die Pfarrerin im Mai durchziehen: Für jeden Konfirmanden einen eigenen Gottesdienst mit der Familie. Aber dieser Vorschlag kam bei den Jugendlichen nicht an. Sie wollen als Gruppe konfirmiert werden. Entweder im Herbst oder sogar erst nächsten Mai. Bis dahin läuft der Konfirmationsunterricht für sie weiter.
Kein Chor, kein Anfassen, kein Abendmahl, viel weniger Familienmitglieder: Das ist für Pfarrerin Amina Bruch-Cincar von der Gustav-Adolf-Gemeinde in Offenbach-Bürgel keine Option. Wenn Kirchenvorstand und Eltern ihr Einverständnis geben, will sie die Konfirmation ihrer 13 Jugendlichen auf Mai 2021 verschieben. „Wir möchten auf jeden Fall als Gruppe konfirmiert werden“, sagt die dreizehnjährige Ann-Sophie Sattler aus ihrer Gruppe. „Auch darauf haben wir uns so gefreut!“ Sie findet es auch sehr schade, dass sie ihr neues blaues Kleid mit der Spitze jetzt nicht in der Kirche anziehen kann.
In der Katharinenkirche an der Frankfurter Hauptwache sollte die Konfirmation eigentlich am 10. Mai stattfinden. Für 25 zu Konfirmierende. Mit Sicherheitsabständen passen aber nur 70 Menschen in die Kirche. „Selbst wenn wir die Gruppe aufteilen würden: Wenn Großeltern und Paten nicht anreisen dürfen und die Restaurants geschlossen sind, werden es doch nicht die schönen Familienfeste, auf die sich alle gefreut haben“, sagt Pfarrerin Gita Leber. „Ich bin richtig traurig darüber, dass wir auch diesen schönen Gottesdienst jetzt absagen müssen. Wir haben auf den 20. September verschoben und hoffen sehr, dass es dann leichter geht.“
Die dreizehnjährige Cosima Keller aus der Katharinengemeinde hatte sich zur Konfirmation entschlossen, nachdem sie zusammen mit ihrer Mutter die Fotos von deren Konfirmation angeschaut hatte. „Seitdem wollte ich wissen, wie das ist“, erzählt sie. „Wir haben uns jetzt lange und gründlich darauf vorbereitet und ich habe mich schon sehr gefreut. Konfirmation hat man ja nur einmal im Leben. Aber wenn durch die Verschiebung in den Herbst jetzt auch meine Großeltern und andere Verwandte kommen können, ist es wirklich besser so.“
In der Gemeinde Frieden und Versöhnung im Gallus läuft zur Zeit noch eine Umfrage bei den Eltern der 16 Jugendlichen. Option 1: Am geplanten Termin, dem 28. Juni, findet ein Gottesdienst für je zwei Jugendlich und ihre Familien statt, plus ein großer Gottesdienst im nächsten Jahr für alle zusammen. Option 2: Vorstellungs- und Konfirmationsgottesdienst finden am 3. und 4. Oktober statt. Option 3: Die Konfirmation wird auf nächstes Jahr verlegt. Für die Konfirmandenfreizeit gilt das ohnehin.
„Ich stecke immer viel Herzblut in die Konfirmationen“, sagt Pfarrer Nulf Schade-James. „Ich möchte, dass die Jugendlichen einmal in ihrem jugendlichen Leben wirklich angeschaut werden, wie toll sie aussehen, wie toll sie sind. Es ist schrecklich, jetzt so eingeschränkt zu sein. Sogar das Handauflegen ist nicht mehr selbstverständlich.“
In Seckbach findet der Konfirmationsunterricht zur Zeit digital statt. „Aber das Home-Schooling zehrt schon genug an den Nerven“, sagt Ute Pietsch. Auch sie hat mehrere Möglichkeiten für die Konfirmation mit den Jugendlichen, Eltern und dem Kirchenvorstand durchgespielt. „Ich habe mich dann aber sehr gefreut, dass meine Konfirmanden sich für den Herbst-Termin entschieden haben, weil sie da hoffentlich mit der ganzen Gruppe und ihren Familien konfirmiert werden können. Sie haben wohl gespürt, dass Konfirmation etwas ist, wozu Gemeinschaft gehört.“ Erst im Konfirmationsgottesdienst könnten sie die Erfahrung machen, wie stärkend es ist, im Übergang begleitet und gesegnet zu werden. „Dieses Gefühl gönne ich ihnen sehr“, sagte Ute Pietsch. „Das muss man erfahren, man kann es nicht unterrichten.“
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In Maria-Magdalena feiern wir am 16./17. Mai, genauer: wir feiern weiter und dann weiter. Am 29. März wurden vier aus dem Kurs getauft, am 19. April die anderen 22 eingesegnet. Zwei mal vier Mini-Gottesdienste, mit Abendmahl (Einzelkelche). Am 16. Mai in der Osterkirche ein zentraler mit 20 Gästen, stellvertretend, also auch ein Mädchen und ein Junge aus dem Kurs. Parallel haben alle anderen 24 ein selbst entworfenes "Abendmahl daheim" gefeiert (s. Webseite). Für sie, mit Eltern und Geschwister, und zu zweit, am 17. Mai zwölf kleine Feiern in der Lukaskirche. Der Weg führt einige Konfirmierte als Teamer in den frischen Kurs, alle aber zur Jugendfreizeit im März 2021. Und dann feiern wir im Mai das "Einjährige", wenn möglich, mit Verwandten und Freunden, die heuer nicht dabei sein können. Unbestimmt auf Godot warten? Lieber selbstbestimmt mit Gott gehen. Langsam geht's.