Gott & Glauben

An die Zukunft glauben

Ein Blick auf die aktuellen Nachrichten, und man könnte an der ganzen Welt verzweifeln. Umso wichtiger ist es, über die Hoffnung nachzudenken.

Was ist drin? Hoffentlich was Schönes! Wir wissen nicht, was die Zukunft bringt. Zum Glück. | Foto: Lia Beykan/unsplash.com
Was ist drin? Hoffentlich was Schönes! Wir wissen nicht, was die Zukunft bringt. Zum Glück. | Foto: Lia Beykan/unsplash.com

Realistisch betrachtet steht es nicht gut um die Welt: Die Erdüberhitzung rückt unerbittlich näher, und auch sonst türmen sich Krisen auf Krisen. Vielen Menschen ist die Hoffnung abhandengekommen. Doch das ist gefährlich, warnt die französische Philosophin Corine Pelluchon. Denn wer hoffnungslos ist, zieht sich zurück, wird egoistisch und verbittert, wittert überall Feinde und Böswilligkeit – ein Teufelskreis. Das gilt für Einzelne genauso wie für Kollektive.

Aber was hilft? Eines sicher nicht: sich die Dinge schönzureden. „Hoffnung ist das Gegenteil von Optimismus“, schreibt Pelluchon in ihrem Essay „Die Durchquerung des Unmöglichen.“ Gut möglich, dass die menschliche Zivilisation tatsächlich zerstört wird. Dass alles genau so schlimm ist wie befürchtet.

Aber das bedeutet nicht, dass es keine Hoffnung geben kann. Obwohl sie Atheistin ist, findet Pelluchon die besten Beschreibungen dafür in der Bibel. „Die Klagelieder Jeremias oder das Buch Hiob liefern unersetzliche Erkenntnisse über die theologische Tugend der Hoffnung. Die biblischen Texte zeigen, dass die Hoffnung nicht zu trennen ist von der Konfrontation mit Schmerz und Leid, und dass sie sich auf eine Zukunft richtet, die nicht vollständig vorhersehbar ist, für die es aber Vorboten gibt.“

Wir kennen die Zukunft nicht, und es hat daher keinen Sinn, sich auf sie zu fixieren. Wichtiger ist, dass wir uns hier und jetzt mit der Welt verbinden. Nicht nur auf uns selbst bezogen sind, sondern „für das Unendliche offen“, wie Pelluchon schreibt: „Hoffnung lehrt, in der Gegenwart zu leben und an die Zukunft zu glauben.“

So helfen wir der Hoffnung auf die Sprünge

Hoffnung kann man nicht herbeizwingen, wenn man keine hat. Aber man kann die Rahmenbedingungen so einrichten, dass sie für das Aufkeimen von Hoffnung günstig sind. Hier sind drei Tipps:

1. Falschen Optimismus meiden
Wir werden schon noch etwas erfinden, um die Klimakatastrophe abzuwenden? Wenn das Kind erst mal da ist, geht der Mann nicht mehr fremd? Die AfD kann unseren Rechtsstaat gar nicht aushöhlen? Es ist verlockend, sich mit „positivem Denken“ Mut zuzusprechen. Aber Hoffnung gedeiht nur auf einer realistischen Basis. Tief im Inneren wissen wir genau, wann wir uns in die eigene Tasche lügen.

2. Das Gute wahrnehmen
„Doomscrolling“, also das ständige Verfolgen von Katastrophennachrichten, ist Gift für die Hoffnung, weil es die Wahrnehmung dessen verdrängt, was trotz allem gut läuft. Wussten Sie zum Beispiel, dass heute doppelt so viele Menschen beim Einkauf auf das Tierwohl achten wie noch vor zehn Jahren? Dass Chatbots eingesetzt werden können, um Verschwörungsmythen zu entlarven? Dass schon fünf europäische Länder ihre Kohlekraftwerke komplett abgeschaltet haben? Dass sogar Top-Ökonom:innen inzwischen mehr Steuern für Reiche fordern? Es stimmt nicht, dass alles immer schlechter wird.

3. Geselligkeit üben
Sie haben eine Geburtstagseinladung, aber keine Lust, hinzugehen? Tun Sie‘s trotzdem! Weihnachtsfeiern im Betrieb finden Sie schrecklich? Vielleicht geben sie ihnen dieses Jahr mal eine Chance! Geselligkeit ist der beste Nährboden für Hoffnung. Sie schafft Verbindungen zwischen Menschen und erweitert den Horizont über das eigene Privatleben hinaus. Vom Schwätzchen mit dem Nachbarn über eine Einladung zum Abendessen bis zum Gutschein für eine gemeinsame Unternehmung als Weihnachtsgeschenk gibt es unzählige Möglichkeiten!


Autorin

Antje Schrupp 240 Artikel

Dr. Antje Schrupp ist Chefredakteurin des EFO-Magazins. Die Journalistin und Politikwissenschaftlerin bloggt auch unter www.antjeschrupp.com Mastodon: @antjeschrupp@kirche.social